Weitere Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe erschüttern US-Medien

Zwei Monate sind die Enthüllungen über Filmproduzent Harvey Weinstein schon alt, und immer noch werden weitere Übergriffe in der Entertainment-Branche bekannt. Mit Matt Lauer und Garrison Keillor erreichen die Vorwürfe auch TV- und Radiosender.

NBC-Moderator Matt Lauer ist wegen Sex-Vorwürfen entlassen worden. Erst in der vergangenen Woche hatte sich der Sender CBS von seinem Moderator Charlie Rose wegen ähnlicher Vorwürfe getrennt.

Foto: Richard Drew

New York. Die US-Medienbranche wird von weiteren Entlassungen nach Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe erschüttert. Mit NBC-Moderator Matt Lauer, einem der prominentesten Gesichter im amerikanischen Frühstücksfernsehen, und Radiomoderator Garrison Keillor aus Minnesota haben zwei bekannte Journalisten ihren Job verloren. Erst in der vergangenen Woche hatte sich der Sender CBS von seinem Moderator Charlie Rose wegen ähnlicher Vorwürfe getrennt.

Lauer hatte 20 Jahre durch die Morgensendung „Today“ geführt und damit ein Millionenpublikum erreicht. Nach der Beschwerde einer Kollegin über „unangemessenes sexuelles Verhalten“ am Arbeitsplatz trennte sich NBC von dem 59-Jährigen. Lauer entschuldigte sich am Donnerstag für „den Schmerz, den ich anderen durch Worte und Taten zugefügt habe“. Ihm sei nun klar, wie viele Menschen er enttäuscht habe, teilte er CNN zufolge mit.

Das Minnesota Public Radio (MPR) trennte sich vom 75-jährigen Garrison Keillor wegen „unangemessenen Verhaltens“. Keillor stellte daraufhin klar, einer „Frau die Hand auf den nackten Rücken“ gelegt und sich später dafür entschuldigt zu haben. Zudem hätten zahlreiche Frauen ihrerseits den Arm um ihn gelegt und ihn unterhalb der Gürtellinie wandern lassen. Keillors Sendungen mit Musik, Hörspielen und amerikanischer Lyrik erreichten Millionen Hörer im ganzen Land.

Den Sender NBC traf die Personalie Lauer zu einem seiner wichtigsten TV-Ereignisse des Jahres: Lauer hatte am Mittwochabend durch die Show zur Weihnachtsbaum-Beleuchtung vor dem Rockefeller Center in New York führen sollen. Wegen der Entlassung moderierten seine Kollegen Savannah Guthrie, Al Roker und Hoda Kotb die Sendung allein und erwähnten Lauer dabei mit keinem Wort.

Auch der Platenboss Russell Simmons (60), Mitbegründer des Hip-Hop-Labels Def Jam, teilte am Donnerstag mit, nach Vorwürfen sexueller Übergriffe die Geschäftsleitung seiner Firmen abzugeben. Er werde sich aus seinen Unternehmen zurückziehen, schrieb Simmons in einer Erklärung, die vom Branchenblatt „Hollywood Reporter“ veröffentlicht wurde. Darin entschuldigt er sich für „gedankenloses und unsensibles“ Verhalten in einigen seiner Beziehungen. Er sei aber nie gewalttätig geworden, führte Simmons weiter aus. Die Drehbuchautorin Jenny Lumet (50, „Rachels Hochzeit“) hatte zuvor angebliche Übergriffe des Musikproduzenten beschrieben.

Das Repräsentantenhaus beschäftigte sich nun auch mit dem Problem sexueller Übergriffe und beschloss ein Training für alle Abgeordneten zur Vermeidung solcher Fälle. Ab kommendem Jahr müssen alle 435 Abgeordneten sowie deren Mitarbeiter an entsprechenden Seminaren teilnehmen, entschied die Kammer am Mittwoch. Der Senat hatte bereits Anfang November für eine ähnliche Resolution gestimmt.

Die Ermittlungen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein, dessen mutmaßliche Übergriffe die Debatte ins Rollen gebracht hatten, hielten an. Die Polizeibehörden in New York, Los Angeles und London arbeiteten gemeinsam zu den Vorwürfen gegen Weinstein, sagte der New Yorker Ermittler Robert Boyce dem Radiosender WCBS. Mit Hilfe von Telefondatensätzen und Dokumenten von Unternehmen versuche die Polizei, die einzelnen Vorfälle der Reihe nach zu rekonstruieren. Das erfordere Zeit, sagte Boyce.