Wie geht es weiter mit Thomas Gottschalk?
Berlin (dpa) - Nach seinem Abschied von „Wetten, dass..?“ wird für immer gelten: Thomas Gottschalk ist einer der begnadetsten Entertainer, die das deutsche Fernsehen je hervor gebracht hat.
Der nunmehr 61-Jährige wird jedoch nicht daran denken, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, denn die konkurrierenden Sendersysteme ARD und ZDF haben schon deutlich über verschiedene Verbreitungswege klargemacht, dass sie Gottschalk unbedingt für ihre Zwecke einsetzen wollen.
Ein wenig aus dem Fenster gelehnt hat sich der scheidende Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Udo Reiter, der Gottschalk vorgeschlagen hat, eine tägliche Vorabendshow im Werberahmenprogramm zu präsentieren. „Wenn er zu uns in die ARD heimkehrt, wäre das auch für mich ein großes Vergnügen“, sagte Reiter der Illustrierten „Bunte“. Nach seiner Darstellung hat die ARD-Vorsitzende Monika Piel das Projekt zur „Chefsache“ gemacht. Doch die möchte sich nicht öffentlich zu den ambitionierten Plänen äußern.
Auch das ZDF hat seinem freien Mitarbeiter Ideen unterbreitet. So soll der Blondschopf eine wöchentliche Sendung bekommen, die nicht näher beschrieben wird (vielleicht ein Late Night Talk?) und einige Hauptabendshows moderieren. Das macht er ja schon, wie zum Beispiel das alljährliche Event „Ein Herz für Kinder“ - die Verleihung der Goldenen Kamera oblag zuletzt jedoch seinem Kollegen Hape Kerkeling, einem der Favoriten auf die „Wetten, dass..?“-Nachfolge. Programmdirektor Thomas Bellut sagte auch in der „Bunten“, er würde einen Wechsel Gottschalks sehr bedauern, könne Angebote aber nur „im Rahmen des Gesamtkonzepts“ machen.
Doch was lehren die Sender die Erfahrungen aus der Vergangenheit? Immer, wenn Gottschalk neben „Wetten, dass..?“ Neuland betrat, begann der Boden unter ihm zu schwanken. 1992 riskierte Thommy den Seitensprung ins private Fernsehen, weil RTL-Chef Helmut Thoma den Geldhahn aufdrehte. Den Spättalk „Gottschalks Late Night“ wollten aber nicht so viele Menschen sehen, wie RTL es gern gehabt hätte - schon zog Gottschalk zu Sat.1 ab. Thoma reagierte dünnhäutig.
Bei Sat.1 lieferte Gottschalk parallel zu „Wetten, dass..?“ im ZDF zunächst von 1995 bis 1997 „Gottschalks Hausparty“ (die lief recht gut) und die Show „Gottschalk kommt“ (lief nur mäßig) von 1996 bis 1999 ab. Die ZDF-Engagements danach verbuchten die TV-Chronisten alle als „Underperformer“: Dazu gehörten „Gottschalk & Friends“ (2005), „Die Cleversten - der große Drei-Länder-Check“ (2005, 2006), die fürs ZDF unerquickliche Suche nach dem „Musical Showstar 2008“ und die Reportagereihe „Gottschalks America“.
Immer wenn er nicht „Wetten, dass..?“ präsentiert, dann knickt die Quotenkurve mächtig ab. Gottschalk, denkt jeder, hätte es doch nicht nötig, sich wie die Sau durchs Dorf treiben zu lassen und der TV-Nation den Clown zu machen. Bei dem, was der verdient hat? Mag stimmen, doch nicht zu vergessen ist: So lange die Zitrone noch Saft gibt, muss sie gepresst werden. Und diesem Prinzip kann sich auch Deutschlands populärster TV-Entertainer nicht entziehen.
Denn hinter ihm steht sein Bruder Christoph, Geschäftsführer der Firma Dolce Media, die „Wetten, dass..?“ vermarktet und damit gut verdient, und die anderen Prominenten zu Werbeverträgen verhilft und damit auch gut verdient. Diese Firma will weiterleben, auch deren Mitarbeiter, und das ARD-Werberahmenprogramm vor 20 Uhr wäre eine gute Adresse für diesen Zweck. Gottschalk muss weiter auf die Bühne, was das Zeug hält, auch ohne „Wetten, dass..?“
Doch was ist Deutschlands berühmteste Show ohne seine Leitfigur? Treffend hat dies kürzlich sein ehemaliger ZDF-Kollege Johannes B. Kerner auf den Punkt gebracht, der - wäre er nicht bei Sat.1, sondern noch in Mainz - vielleicht auch als Nachfolgekandidat gehandelt würde: „Der perfekte Nachfolger für Thomas Gottschalk ist Thomas Gottschalk.“
Und dieser Thomas Gottschalk präsentiert am Samstag um 20.15 Uhr seine letzte Sommerausgabe von „Wetten, dass..?“, bevor er im Herbst mit drei Erinnerungsshows endgültig Abschied nehmen wird.