Wiener Opernball mit Dschungelqueen
Wien (dpa) - Es ist ein Duell um die Blitzlicht-Aufmerksamkeit der Fotografen. Frau gegen Frau auf dem roten Teppich vor dem Wiener Opernball. Konkurrentinnen sind das frühere Supermodel Helena Christensen und die „Dschungelkönigin“ Brigitte Nielsen.
Christensen (43) läuft Reklame für eine Unterwäsche-Firma. Nielsen (48) erscheint an diesem Donnerstag als Gefolge des österreichischen Bau-Unternehmers Richard Lugner, der jährlich ein Spektakel um seine teuren Gäste wie Pamela Anderson, Dieter Bohlen oder das frühere italienische Partygirl Ruby inszeniert.
Die österreichischen Medien fragen sich seit Tagen, ob Nielsen den Ball ähnlich entspannt bewältigt wie den Verzehr gewisser Körperteile von Tieren kürzlich im Dschungel. Die anderen 6000 Besucher dürften deutlich weniger Aufmerksamkeit erfahren. Dabei gilt der Opernball nicht nur als Höhepunkt der Wiener Ballsaison. Von den Veranstaltern wird er als weltweites Glanzlicht angekündigt.
Die halbe österreichische Regierung tritt an, dazu Bundespräsident Heinz Fischer und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Aus Deutschland dabei sind unter anderem Lothar Matthäus, Fußball-Weltmeister 1990, und Boris Becker, ehemaliger Tennisspieler. 1400 Menschen sind als Musiker, Köche, Kellner oder Sicherheitsleute im Einsatz.
Schon Wochen vor dem Eröffnungskommando „Alles Walzer“ fungiert der Opernball als perfekte Unterhaltungsshow. Zeitungen berichten täglich in aufgeregten Kolumnen. Tanzschulen streiten sich über eine möglicherweise abgekupferte Choreographie. Bei der Pressekonferenz der Ballorganisatorin drängeln sich 120 Menschen - wenige Journalisten, viele Sponsorenvertreter. Der öffentlich-rechtliche Sender ORF präsentiert die Abendgarderobe seiner drei Live-Moderatoren ausführlich im Internet, nicht ohne Schneider und Juweliere namentlich zu nennen.
Auch Baulöwe Lugner (79) sorgte neben seinen Ehrengästen für eine Kuriosität: Erst beschwerte er sich öffentlich über seine Loge für 18 500 Euro im zweiten statt im ersten Rang. Dann verlangte er den Einbau eines Treppenlifts für seinen frisch operierten Gast Roger Moore.
Leicht haben es auch die einfachen Gäste nicht. Die billigste Eintrittskarte (250 Euro) für das traditionsreiche Opernhaus am Wiener Ring ist nur die Anfangsinvestition. Denn die Kleiderordnung versteht keinen Spaß: Kein Einlass ohne Frack oder langes Abendkleid.
Dazu kommen Accessoires, wie die Mode-Ratgeberin Irmie Schüch-Schamburek sagt. Für Männer gibt es ein absolutes No-Go: die Armbanduhr. Erlaubt ist nur eine Taschenuhr. Noch genauer überlegen müssen die Frauen. „Wenn man einen dünnen Stoff anhat und es zeichnet sich die Unterhose oder der BH-Träger durch oder es hängt das Bäucherl nach vorn, weil der Stoff ein bissl stretchig ist, dann ist das einfach schade“, betont Schüch-Schamburek und verweist auf formende Wäsche, die die „etwaigen Rundungen schön shaped“. Diese Probleme haben die jungen Debütanten nicht, die zur Eröffnung des Balles tanzen. Sie müssen sich schon Monate vorher einem Auswahlkomitee stellen und beim Vortanzen begutachten lassen.