WM-Finale könnte neues Quoten-Allzeithoch bringen
Berlin (dpa) - Das Spiel um den Weltmeistertitel zwischen Deutschland und Argentinien könnte an diesem Sonntag den Allzeit-Quotenrekord knacken.
Den Bestwert im deutschen Fernsehen hält erst seit vergangenen Dienstag das denkwürdige 7:1 der Nationalelf gegen Brasilien. 32,57 Millionen Fußballfreunde saßen laut Messung vor der Mattscheibe. Stefan Geese von der ARD-Medienforschung - das „Erste“ überträgt das Finale am Sonntag um 21 Uhr - will einen neuen Rekord nicht ausschließen. Er kennt aber auch mehrere Gründe, warum es schwierig sein wird, die Quote noch einmal zu toppen.
Das Halbfinalspiel gegen Brasilien sei erst um 22 Uhr angepfiffen worden, sagte Geese im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Deutschland und Argentinien treffen am Sonntag aber bereits um 21 Uhr aufeinander. „Die Leute haben also noch genug Zeit, um vor Mitternacht nach Hause zurückzukehren“, erläuterte Geese. „Man kann also zu Freunden oder zum Public Viewing gehen, ohne unter Zeitdruck zu geraten“ - vorausgesetzt, es gibt keine Verlängerung oder gar Elfmeterschießen.
Auch das Wetter in weiten Teilen Deutschlands wird wohl gut sein, so dass viele Menschen das Spiel draußen erleben würden. Nicht zu unterschätzen, meint Geese, sei auch der „Sozialfaktor“. Auf die Frage am nächsten Tag, wo man denn das Endspiel gesehen habe, würde der eingefleischte Fan ungern sagen wollen: zu Hause, sondern besser: bei Freunden oder in einer Kneipe.
Trotz dieser Rahmenbedingungen sei ein Wert von mehr als 32,57 Millionen Zuschauern möglich. Zudem könne bei der Quotenmessung der GfK-Fernsehforschung nicht eingerechnet werden, wer in Gaststätten sitzt oder auf öffentlichen Plätzen steht. Diese Zahlen würden erst in Umfragen zu späterem Zeitpunkt veröffentlicht. Sie bieten aber keine exakten Nachweise und könnten nicht einfach zu den GfK-Zahlen addiert werden.
Zum Vergleich: Beim bisherigen Quotenrekord, dem deutschen Halbfinale gegen Spanien vor vier Jahren, saßen 31,10 Millionen vor den TV-Geräten, zusätzlich verfolgten noch fast 15 Millionen beim Public Viewing, wie Deutschland damals gegen den späteren Weltmeister mit 0:1 unterlag.
Bei den Zahlen ist ferner zu berücksichtigen, dass ausschließlich deutsche Staatsbürger und EU-Ausländer von der Quotenmessung erfasst werden, nicht aber Ausländer wie zum Beispiel türkische Staatsbürger, die allerdings als große Fußball-Fans gelten. Die Quoten werden in dieser Form seit 1992 gemessen, als die neuen Bundesländer bei der Erfassung hinzukamen. Zahlen aus der Zeit davor sind mit den heutigen nicht vergleichbar.
Wenn am Sonntag also ein neuer Rekord aufgestellt werden sollte, dürfte er für längere Zeit in Stein gemeißelt bleiben. Denn außer der Fußball-WM hat kein TV-Ereignis den Hauch einer Chance, in diese Regionen vorzustoßen. Erst wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Russland in vier Jahren wieder unter die letzten vier kommt, könnten der aktuelle Rekord wackeln.