ZDF-Reihe „37 Grad“ feiert Jubiläum
Berlin (dpa) - Es gibt Sendungen, die bleiben einem noch Tage und Wochen im Kopf. Manche vergisst man nie.
Viele der „37 Grad“-Reportagen zählen dazu. Jetzt hat die ZDF-Sendereihe, die nicht weniger zum Thema hat als das Leben und seine Eigenheiten, einen runden Geburtstag. „37 Grad“ wird 20 und feiert das mit einer dreiteiligen Jubiläumsreihe. Passend zur 20 heißt das Thema „Jung“.
Hier ist nichts inszeniert. Authentisch sein heißt das Erfolgsrezept von „37 Grad“ - und damit ist die Sendung schon fast eine Ausnahme im deutschen TV. Ganz unterschiedliche Menschen spielten bereits die Hauptrolle: Eltern, Kinder, Rentner, Arbeitslose, Paare, Menschen mit Behinderung, Kranke, Ärzte, Straftäter, Sportler. Eines vereint sie alle: Eine Geschichte, die bewegt.
Oft zeigt „37 Grad“ Reportagen, die in mehreren Monaten entstehen. Der Rekord liegt bei mehr als acht Jahren. So lange begleitete einer der Autoren den kleinen Adrian: Adrians Vater ist Baggerfahrer und würde gern mit seinem Sohn basteln und bauen. Doch Adrian hat andere Visionen. Sein Traum ist es, Ballett-Star zu werden.
Mit elf wird Adrian an der Staatlichen Ballettschule Berlin aufgenommen. Sechs Jahre später muss er am Fuß operiert werden - die Karriere droht, zu scheitern. Der Zuschauer fühlt und lebt eine Zeit lang mit ihm, ist ganz nah dran. 2003 und 2010 liefen „Adrian will tanzen“ und „Adrians großer Traum“.
2012 rührte das Schicksal des ehemaligen Fußball-Managers Rudi Assauer das Fernsehpublikum. In „Ich will mich nicht vergessen“ zeigt „37 Grad“ die schleichend beginnende Demenz von Assauer. Erst merkt der Zuschauer ihm die Krankheit kaum an. Dann vergisst er Namen, Orte, kann Zahlen nicht mehr im Uhrzeigersinn aufzeichnen. „Es tut weh, diesem Mann beim Abschiednehmen zuzuschauen“, schrieb der „Focus“, „schonungslos und beklemmend“ nannte es „Spiegel Online“.
Rund 830 Dokumentationen sind in den 20 Jahren zusammengekommen - und insgesamt 43 Auszeichnungen. Darunter der Axel-Springer-Preis für junge Journalisten, der Bayerische Fernsehpreis und der Adolf-Grimme-Preis. Zu den ausgezeichneten Sendungen zählen: „Zum Leben zu wenig, wenn die Rente nicht mehr reicht“, „Immer mit Herzblut - Ärzte - niemals Feierabend“, „Ich bleibe immer positiv! Starke Frauen mit HIV“ oder „Jung, erfolgreich - arbeitslos“.
Drei weitere Folgen kommen nun hinzu. Dabei geht es wieder um das große Ganze - die Liebe, den Beruf und Zukunftsvisionen. Im Gespräch über die ersten Schmetterlinge im Bauch verraten junge Teenager einige Geheimnisse („jung.verliebt - Teenager und die großen Gefühle“, 25. November, 22.15 Uhr). Welche klugen Geschäftsideen junge Unternehmer hatten, gibt es in Folge zwei zu sehen (jung.erfolgreich - Neue Macher und das wilde Leben, 2. Dezember, 22.15 Uhr).
Der Widerstand dominiert dann die Folge drei: „jung.radikal - Mit Leidenschaft für eine bessere Welt“. Christopher lebt im Garten seiner Eltern. Der sei sein „Supermarkt“, sein „Baumarkt“ und seine „Apotheke“. Eine Ausbildung hat er fünf Jahre nach dem Abitur nicht. Sein Leben funktioniert auch ohne - noch. Dann ist da noch Aleksandra, die sich einem veganen Leben verschrieben hat. Bei einem Protest gegen Milchviehhaltung bemalt sie sich als Kuh. Mit Protestschriften auf dem freien Oberkörper war sie auch schon in der Zeitung zu sehen, was ihrer Mutter gar nicht gefiel.
Wieder einmal ist „37 Grad“ überraschend, eindringlich, nachdenklich - und bleibt sicherlich vielen im Gedächtnis.