Gevelsberg: Die Hauptschule mit Ausbildungsgarantie

In Gevelsberg unterschreiben Schüler, dass sie sich gut benehmen und fleißig sein wollen.

Gevelsberg. Kaugummi aus dem Mund, Mütze ab, Ohrring raus für das Pressefoto - in der Hauptschule Gevelsberg herrscht ein strenges Regiment. "Die Schüler sollen lernen, wie man sich in öffentlichen Gebäuden zu verhalten hat", erklärt Schulleiterin Henrike Hallmann. Halten sich die Schüler an feste Regeln, winkt ihnen nichts weniger als ein Ausbildungsplatz. Dies garantiert ein sogenannter Ausbildungspakt, der nach Angaben der Schule in dieser Form deutschlandweit einmalig ist.

Die Neuntklässler Daniel Schramm (16) und Janine Hoeselaars (17) haben erst vor einigen Wochen einen Vertrag unterschrieben, in dem sie zusichern, sich an bestimmte Regeln zu halten. Dazu gehören Pünktlichkeit, kein unentschuldigtes Fehlen, keine psychische und auch keine körperliche Gewaltausübung. Außerschulisches Engagement, gute bis sehr gute Kopfnoten und mindestens befriedigende Leistungen in Mathematik und Deutsch sind ebenfalls Pflicht.

Die Schule und Kooperationspartner wie die Volkshochschule, Caritas oder die Agentur für Arbeit unterstützen die Schüler dabei. Doch wie kann eine Schule einen Ausbildungsplatz garantieren? Diese Frage beschäftigte die Schulleiterin im Sommer 2008. "Es bringt nichts, wenn die Schüler unmotiviert sind und denken, sie landen eh bei Hartz IV." Wenig später lag die Idee für den Ausbildungspakt mit ortsansässigen Unternehmen und der Stadt auf dem Tisch.

Bevor Daniel und Janine den Vertrag unterzeichneten, fiel es ihnen schwer, sich an feste Regeln zu halten. Früh schlafen gehen: Fehlanzeige. Daniel kam regelmäßig zu spät zum Unterricht, manchmal erst gegen Mittag. Was ihm Eltern und Lehrer rieten, war ihm egal. Das sieht mittlerweile anders aus. "Heute stelle ich mir drei Wecker", erzählt der 16-Jährige schmunzelnd. Seither ist er immer pünktlich. Das freue nicht nur die Lehrer, auch er selbst sei stolz. Leicht falle ihm das nicht, aber er wisse, wofür er es tue. "Ich sehe den Pakt als Chance, von einem Betrieb genommen zu werden."

Bereits nach wenigen Wochen sind erste Ergebnisse zu sehen. Daniel hat sich von der letzten in die erste Reihe setzen lassen und nach unzähligen Mathe-Arbeiten, die mit Fünf oder Sechs benotet wurden, eine Vier geschrieben. Janine hat in Englisch statt wie sonst eine Fünf eine Drei geschrieben. "Noch sind beide weit davon entfernt, es zu schaffen", sagt die Schulleiterin nüchtern. Doch die ersten positiven Ergebnisse ließen hoffen.

Daniel möchte einen handwerklichen Beruf. Janine zieht es zur Altenpflege. Schon jetzt arbeitet sie mehrmals in der Woche ehrenamtlich neben der Schule in einem Altenheim, den Job hat sie sich selbst besorgt. Die Gevelsbergerin kann sich aber auch vorstellen, in einer Fleischerei oder Bäckerei zu arbeiten. Auch das ist in dem Pakt ein wichtiger Aspekt: Die Schüler bekommen zwar eine Ausbildungsstelle garantiert. Dass dies der Traumjob ist, ist jedoch nicht gesichert.