Elizabeth II. auf Deutschland-Besuch „God Save the Queen“ - Frankfurt feiert die Königin
Frankfurt/Main (dpa) - Weiß-blauer Himmel, sommerliche Temperaturen, jubelnde Menschen mit Fähnchen und dazu die Queen, die ihren Fans immer wieder zuwinkt: Es sind Szenen wie aus dem Bilderbuch, an die sich die Frankfurter und möglicherweise auch ihre Besucherin aus London noch lange erinnern werden.
Die wenigen Stunden, die Elizabeth II. am Donnerstag bei ihrem ersten Besuch in Frankfurt am Main verbracht hat, sind von einer ausgesprochen heiteren Atmosphäre geprägt. Die ehemalige Krönungsstadt der deutschen Könige hat die britische Königin würdig empfangen.
Um einen Blick auf die Queen zu erhaschen, warten die ersten Schaulustigen schon um acht Uhr an der Polizeiabsperrung vor der Paulskirche - vier Stunden vor der geplanten Ankunft des britischen Staatsoberhaupts an der Wiege des deutschen Parlamentarismus. Das lange Ausharren in der Sonne, das Getränkeverbot im abgesperrten Zuschauerbereich und möglicherweise auch die Aufregung: Als der ersehnte Gast dann mit halbstündiger Verspätung gegen 12.30 Uhr endlich eintrifft, erleiden mehrere Menschen einen Kreislaufkollaps.
Das tut der guten Stimmung der rund 5500 Schaulustigen aber keinen Abbruch, die sich zur Mittagszeit in Frankfurts „gud Stubb“ versammelt haben, um die Queen (89) und ihren Mann Prinz Philip (94) zu feiern. Die Royals präsentieren sich in guter Verfassung. Sichtbar vergnügt sind auch die hessische First Lady Ursula Bouffier und Daniela Schadt, die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck. Für Schadt ist der Abstecher nach Frankfurt fast ein Heimspiel: Sie wurde ganz in der Nähe, in Hanau, geboren und wuchs dort auf.
Beim Eintreffen der Queen an der Paulskirche wird auch die von den Schaulustigen am meisten diskutierte Frage beantwortet: Die Königin trägt bei ihrem Besuch in Frankfurt Mantel und Hut in Blau, mit Türkis abgesetzt. Ebenfalls mit Hut, aber in Weiß bieten Ursula Bouffier und Daniela Schadt farbliche Abwechslung zu den vielen Männern in dunklen Anzügen.
Auf Blau als Kleidungsfarbe haben die wenigsten weiblichen Zuschauer vor dem Eintreffen der Queen gewettet. Lehramtsstudentin Fiona Lang etwa, die gerade von zwei Semestern in Großbritannien zurück in Frankfurt ist, tippt auf Gelb. Daher hat sie auch einen Strauß gelber Rosen dabei. Ein Tuch mit der britischen Fahne trägt sie um den Hals. „Ich hoffe, dass sie so sieht, dass wir ihr die Hand schütteln wollen oder wenigstens mal herschaut, damit ich ein schönes Foto machen kann.“
Rosangela Callmann hat sich extra für die Queen einen Tag frei genommen. „Ich möchte gern ein Bild von ihr haben, das bleibt“, sagt die Frankfurter Hauswirtschafterin, die sich zwei kleine britische Flaggen auf den Pullover geklebt hat. „Mein Urgroßvater war Engländer. Und ich liebe Monarchien.“
Der emotionale Höhepunkt ist erreicht, als die Queen nach dem Mittagessen im Kaisersaal auf den Balkon des Römers tritt, auf dem sich auch schon deutsche Fußballnationalmannschaften nach erfolgreichen Weltmeisterschaften haben feiern lassen. Die Königin winkt der Menge zu ihren Füßen, Philip hebt lässig die Hand. Jubel brandet auf, und einige eingefleischte Royalisten stimmen die britische Nationalhymne an: „God Save the Queen“. Nur zwei Minuten dauert dieser Auftritt, dann hat es Elizabeth II. sehr eilig, zurück zum Flughafen zu kommen, von wo aus sie zur abendlichen Gartenparty nach Berlin zurückfliegt. Sie läuft vom Römer über den roten Teppich direkt zu ihrem Range Rover, steigt ein und fährt weg. Kein Händeschütteln, kein Tätscheln von Kinderköpfen, keine Gespräche.
Nicht alle Queen-Fans sind auf ihre Kosten gekommen. „Ich sehe gar nichts“, ist auf dem Paulsplatz immer wieder zu hören. „Ich gebe freiwillig auf und schau mir das heute Abend im Fernsehen an“, sagt Heidi Helfrich aus Gründau (Main-Kinzig-Kreis). Enttäuscht ist sie aber nicht: „Ich kann wenigstens sagen, ich war dabei.“ Anders die Chilenin Teresa Derey aus Frankfurt: „Ich bin enttäuscht. Das Volk sollte mehr mitgenommen werden.“
Große Ausdauer zeigt ein Rentnerpaar aus dem Odenwald - und wird dafür belohnt. Nach dem ersten vergeblichen Ausharren auf dem Paulsplatz probieren es die Eheleute nochmal auf dem Römerberg. Sie warten stundenlang in der prallen Sonne und können schließlich Ihre Majestät auf dem Balkon kurz winken sehen. „Ich habe ein paar gute Fotos“, freut sich Brigitte Rebscher. Das Paar hatte sich an seinem 44. Hochzeitstag beim Frühstück spontan entschieden, nach Frankfurt zu fahren. „Ich wollte einfach mal die Königin sehen. Das ist schon was Besonderes.“