Götz Otto: Der König der Nebenrollen
Schauspieler Götz Otto glänzt an der Seite der Stars. Auch kleine Auftritte haben für den Hünen einen großen Reiz.
Berlin. Die Zeiten sind vorbei, in denen Götz Otto auf seine Rolle als Bond-Bösewicht reduziert wurde. In fast allen Film- und Fernsehgenres hat der 1,96-Meter-Hüne gezeigt, dass er als Schauspieler auch ganz andere Facetten beherrscht als die des Fieslings. Und dass er sich auch für eine Nebenrolle nicht zu schade ist, beweist er jetzt als König Sigismund im Mittelalterspektakel „Das Vermächtnis der Wanderhure“.
Herr Otto, wie schon in den beiden TV-Vorgängern spielen Sie auch im Finale der Trilogie wieder den exzentrischen König Sigismund. Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?
Götz Otto: Obwohl König Sigismund ein absoluter Alleinherrscher ist, muss er ständig abwägen, welche Entscheidung die beste für sein Reich ist. Man sieht an ihm sehr gut die Problematik des Politikmachens. Dass selbst so ein Machtmensch wie er nicht völlig frei entscheiden kann, sondern bei jedem strategischen Zug auch die Interessen seines Volkes vertreten muss.
Als Zuschauer spürt man, dass Ihnen die Rolle Spaß macht. War es Ihre Idee, dem Regenten einen Schuss Selbstironie mit auf den Weg zu geben?
Otto: Das ergab sich mit der Entwicklung der Figur, die ja historisch eingebunden ist und nun im dritten Teil fortgesetzt wird. Am Anfang ist König Sigismund ein reiner Hallodri, der sich mit drei Frauen gleichzeitig vergnügt, und dem alles andere wurscht ist. Dann muss er mehr Verantwortung übernehmen, und damit wird auch sein Gewicht in der Geschichte größer.
Im Mittelalter hätten Männer niemals Mützen gestrickt, so wie Sie es neulich bei einer Benefizaktion gemacht haben. Sie scheinen mit Ihrer Männlichkeit keine Probleme zu haben.
Otto: Was ist männlich, was ist unmännlich? Als vierfacher Vater genieße ich es, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und dabei auch die nötigen Aufgaben in der Familie zu übernehmen. Dazu zählt heute die Hausaufgabenbetreuung und gehörte früher das Windelwechseln. Ich weiß nicht, wie viele tausend Windeln ich in meinem Leben gewechselt habe. Unmännlich fand ich das nie.
Können Sie Ihren Kindern raten, in Ihre beruflichen Fußstapfen zu treten?
Otto: Ich würde jungen Menschen generell nicht raten: werdet Schauspieler. Es gibt nur einen Grund, diesen Beruf zu wählen, und das ist eine Leidenschaft. DerBeruf ist der tollste Job — wenn man einen hat. Man ist immer darauf angewiesen, dass jemand sagt, ich hätte dich gern.
Sie spielen überwiegend Nebenrollen. Wie gut können Sie davon leben?
Otto: Ganz ehrlich: Ich kann mich überhaupt nicht beklagen. Ich kann mit meinem Beruf meine Familie ernähren, und das ist schon mal sehr viel wert in diesem Job. Ich hab den großen Vorteil, dass ich verschiedene Märkte bediene und in vielen internationalen Produktionen besetzt werde.
Wie wählen Sie Ihre Rollen?
Otto: Wenn mir jemand ein Angebot macht, dann schaue ich auf fünf Dinge: Wer führt Regie? Wer spielt mit? Wie ist das Drehbuch? Wie ist meine Rolle? Und wie ist die Gage? Wenn die Mehrzahl passt, dann versuche ich, das zu realisieren.
Sie sind gerade 45 geworden. Wie viele Gedanken machen Sie sich übers Älterwerden?
Otto: Natürlich mache ich mir meine Gedanken. Doch ich habe gar nicht das Gefühl, so viel älter zu sein als vor 20 Jahren. Heute gibt es nicht mehr die große Kluft zwischen Jung und Alt. Man hört die gleiche Musik, trägt ähnliche Klamotten. Und das führt vielleicht zu dem Problem meiner Generation, sich selbst einzugestehen: Der Körper macht nicht mehr so mit.