„Gonzalo“ trifft Deutschland: Schnee und hohe Schäden

Berlin (dpa) - Schnee und Sturmböen statt T-Shirt-Wetter: Das Herbsttief „Gonzalo“ hat Millionenschäden in Deutschland angerichtet. Mehrere Menschen wurden verletzt. Nach dem goldenen Oktober rauschten in weiten Teilen des Landes die Temperaturen in den Keller.

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Das Unwetter sorgten vor allem im Süden für Verkehrsbehinderungen. An der Nordsee drohte eine Sturmflut, in den Mittelgebirgen fielen die ersten weißen Flocken.

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SÜDDEUTSCHLAND: Schäden in Millionenhöhe richteten die Unwetter vor allem in Bayern und Baden-Württemberg an. Feuerwehr und Polizei rückten zu Hunderten Einsätzen aus, Bahnverbindungen waren wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Auf dem Bodensee wurden mehrere Schiffe beschädigt, im Schwarzwald kollidierte ein Regionalexpress mit einem Baum.

In Aalen durchschlug eine umfallende Eiche die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Autos. Der 45-jährige Fahrer wurde schwer verletzt. Bei weiteren Wetterunfällen - etwa in Calw und Schwäbisch Gmünd sowie im bayerischen Landkreis Starnberg - erlitten mehrere Menschen leichte Verletzungen.

STURMFLUT: Trotz der Sturmflut an der Nordseeküste wurden zunächst keine größeren Schäden bekannt. In Bremerhaven überschwemmte das Hochwasser mehrere Autos am Fähranleger. Die Fähren zu den ostfriesischen Inseln Borkum, Norderney und Langeoog unterbrachen zeitweise ihren Betrieb. Als Sturmflut gilt ein Wasserstand von 1,50 bis 2,50 Metern über dem durchschnittlichen Hochwasser.

SCHNEE: Auf dem höchsten Berg Baden-Württembergs, dem 1493 Meter hohen Feldberg, fiel in der Nacht der erste Schnee der Saison. Drei Zentimeter seien zunächst liegengeblieben, teilte der Deutsche Wetterdienst in Stuttgart mit. Auch vom 1215 Meter hohen Fichtelberg in Sachsen wurde erstmals in diesem Jahr Schnee gemeldet - zwei Zentimeter. In Carlsfeld und Marienberg im Erzgebirge gab es ebenfalls die ersten weißen Flocken.

Auch die Wasserkuppe in Hessen zierte eine dünne Schneeschicht. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, fielen 15 Zentimeter Schnee. In höhergelegenen bayerischen Gemeinden wie Oberstdorf und Mittenwald schneite es ebenfalls leicht.

FLÜCHTLINGE: Nach Starkregen und heftigen Windböen mussten zwei Flüchtlingszelte in Nürnberg geräumt werden. Die Unterkünfte seien derart demoliert worden, dass sie unbewohnbar wurden, sagte ein Sprecher des Flüchtlingsrates. Die durchnässten Bewohner seien in andere Unterkünfte - ein anderes Zelt und ein ehemaliges Möbelhaus - gebracht worden. In Erlangen mussten etwa 40 Flüchtlinge vorübergehend in eine Turnhalle ausweichen.

AUSSICHTEN: Der schwere Sturm sei „nur eine Episode“, sagte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Einzig am Alpenrand werde es noch längere Zeit Auswirkungen geben durch „Gonzalo“. „Solche Stürme und Kaltlufteinbrüche im Herbst passieren eigentlich im Schnitt jedes Jahr ein- bis zweimal“, betonte der Meteorologe. Der jüngste Wetterumschwung sei nicht untypisch. „Was wir jetzt erleben, ist eigentlich eine Rückkehr zur Normalität in dieser Jahreszeit“, sagte Friedrich.

SEILBAHN: Eine starke Windböe war wahrscheinlich der Auslöser für die spektakuläre Rettung einer Familie aus einer Seilbahngondel über dem Rhein in Köln. Dort seilten Höhenretter bei Starkwind, Regen und Dunkelheit die Eltern und deren zwei kleine Kinder ab. Sie waren rund 40 Meter über dem Rhein stecken geblieben. Zwei weitere Fahrgäste konnten aus einer anderen Kabine befreit werden, die oberhalb einer Brücke feststeckte und daher leichter erreichbar war. Der Deutsche Wetterdienst hatte vor stürmischen Böen in Köln gewarnt. Die Staatsanwaltschaft prüft nun die strafrechtliche Relevanz der Panne.

ALPEN: In den österreichischen Regionen Kufstein und Schwaz waren am späten Dienstagabend etwa 30 000 Haushalte ohne Strom. Wegen massiven Schäden sowie Felsstürzen rückten die Feuerwehren in Tirol zu zahlreichen Einsätzen aus. In der Schweiz hielten Windböen mit bis zu 185 Stundenkilometern Polizei und Feuerwehr in Atem. Im Zürcher Oberland kam es auf der Autobahn wegen des Wetters zu mehreren Unfällen. Der Bahnverkehr war stellenweise unterbrochen. Die Schneefallgrenze sank in der Nordschweiz unter 1000 Meter.