Graffiti: Meist nur Schmiererei

Meist jugendliche Täter richten mit ihren Aktionen allein in NRW jährlich mehr als 28.000 Sachbeschädigungen an.

Düsseldorf. "Ihr kriegt uns nie" - ein Spruch aus Lackfarbe prangt auf einer Hauswand in Ahaus. Knapp 30 Jahre, nachdem die Graffiti-Welle aus den USA nach Deutschland geschwappt ist, wird munter weiter gesprüht und gemalt - gern auf fremdem Hab und Gut. Nahezu täglich melden die Polizeidienststellen zwischen Rhein und Weser Sprühattacken auf Züge, Bahnhöfe, Haltestellen, Hausfassaden oder Parkbänke.

Die "Pieces" genannten "Kunstwerke" sind allgegenwärtig: Mehr als 28.000 Sachbeschädigungen durch Graffiti wurden 2009 in NRW angezeigt. Jede fünfte Tat wird laut Landeskriminalamt aufgeklärt.

"Es ist sehr schwierig, gegen Graffiti-Sprayer vorzugehen", sagt Jürgen Karlisch von der Bundespolizei in Dortmund. "Die meist jugendlichen Täter gehen sehr planmäßig vor, beobachten genau und flüchten sofort." Ihre Fluchtwege seien ausgetüftelt, per Funk oder Handy melden Sicherheitsposten Gefahr.

Jeder Sprayer habe ein Pseudonym, mit dem er "das Stadtgebiet verziert", sagt Karlisch. Um so größer die Verbreitung, desto größer der sogenannte "Fame", zu deutsch: Ruhm. Darin liege der Hauptantrieb eines jeden Sprayers. Den größten Ruhm erlange ein Sprayer durch das Besprühen eines Zuges. "Fahrende Objekte sind eine besonders große Herausforderung. Sie weisen das größte Gefährdungspotenzial auf."

Die Deutsche Bahn gehört auch zu den Hauptleidtragenden. 8,5 Millionen Euro fließen pro Jahr in die Beseitigung von Schäden, sagt ein Sprecher in Düsseldorf. Deshalb sollen jetzt für zwei Millionen Euro 100 Bahnhöfe und Haltestellen in NRW mit einer Anti-Graffiti-Schutzschicht überzogen werden. Die Kosten dafür teilen sich Land und Bahn.

Auch die Kommunen bemühen sich, die Graffiti-Schäden in Grenzen zu halten. "Wir stellen Flächen zur legalen Besprühung zur Verfügung", sagt etwa Frank Ahlmann, Graffiti-Koordinator der Stadt Münster. Die Maßnahmen zeigen Erfolg: Die Zahl der Anzeigen ging deutlich zurück.