Gregor Weber: Vom TV-Kommissar zum Feldwebel

Ex-TV-Kommissar Gregor Weber dient als Soldat in Afghanistan. Die Schauspielerei hat er hinter sich gelassen.

Kundus. Gregor Weber war Heinz Beckers Sohn „Stefan“, er ermittelte als Tatort-Kommissar Stefan Deininger im Saarland. Jetzt ist er Feldwebel Gregor Weber — ganz real im Bundeswehreinsatz im afghanischen Kundus. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er, welche Rolle Traumatisierung spielt und was er in Afghanistan vermisst.

Herr Weber, womit können Sie besser umgehen: Mit ihrer aktuellen Dienstwaffe oder mit der aus Ihrer Rolle?

Gregor Weber: Bei der Tatort-Waffe gab es ja keinen Zwang, damit umzugehen. Das war ja Spielzeug. Bei meiner jetzigen muss ich schon viel genauer abwägen, was ich damit mache, weil sie scharf ist. Ich fühle mich mit einer Waffe weder wohl noch unwohl. Sie ist hier einfach eine Notwendigkeit. Unabhängig davon macht mir meine Aufgabe hier in Kundus aber mehr Freude.

Was genau ist Ihr Auftrag?

Weber: Als Presse-Feldwebel bin ich unter anderem für die Betreuung von Journalisten hier zuständig. Zum Beispiel, wenn wir Patrouillen im Umland begleiten.

Sind Sie dabei in gefährliche Situationen geraten?

Weber: Nein, bislang nicht. Zum Glück. Allerdings ist in meiner Zeit hier ein Soldat gefallen. Das war schon ein schockierendes Erlebnis.

Im Tatort „Heimatfront“ haben Sie das Thema Traumatisierung behandelt. Hat das Ihre Vorbereitung beeinflusst?

Weber: Als ich für meinen Roman „Feindkontakt“ recherchiert habe, ist parallel auch das Konzept für „Heimatfront“ entwickelt worden. Durch diese Arbeit bin ich auch erst auf die Idee gekommen, in den Einsatz zu gehen. Ich wollte erleben, was es bedeutet hier zu sein. Wie jeder Soldat habe ich mir Gedanken gemacht, was das für Folgen haben kann. Aber das hat mich nicht gehemmt.

Jeder Soldat stellt sich die Frage: Ist mein Einsatz sinnvoll? Wie ist Ihre Antwort?

Weber: Da ich noch im Einsatz bin, ist es für mich ganz schwierig das einzuschätzen. Meine konkrete Aufgabe, über den Einsatz zu informieren und Aufmerksamkeit zu schaffen, halte ich für wichtig für die Afghanistanmission. Ob der Einsatz selbst sinnvoll ist, kann ich nicht sagen. Da muss ich noch zu Hause lange drüber nachdenken.

Wie oft müssen Sie im Lager eigentlich den „Stefan“ geben?

Weber: Gar nicht. Die Soldaten hier sind meist sehr jung und erkennen mich gar nicht. Und wenn sie einer darauf hinweist, kennen sie keine Filme mit mir. Im Zweifel versendet sich diese Sonderrolle aber ganz schnell im Alltag. Und das ist mir auch ganz recht so.

Was vermissen Sie im Alltag?

Weber: Natürlich die Familie. Dann das satte Grün zu Hause in Oberbayern, die Runden mit dem Hund und auch selbstverständliche Kleinigkeiten wie ein Helles. Ich habe mir hier Alkoholverbot verordnet und fahre gut damit.

Was werden Sie zu Hause vermissen?

Weber: Hier gibt es schon eine besondere Art von Zusammenleben. Auch ein wenig die besondere Situation, das etwas Abenteuerliche — gefährliche Lage, schwere Fahrzeuge, die Tagesabläufe. Aber die Umstellung zu Hause wird nur wenige Tage dauern.

Und nach Ihrer Rückkehr?

Weber: Ich werde weiter schreiben. Seit 2009 ist das mein Hauptberuf. Im Juli erscheint mein drittes Buch. Danach sind zwei weitere geplant.

Keine Filmprojekte?

Weber: Nein. Es ist für viele schwer zu verstehen, aber ich trauere der Schauspielerei kein bisschen nach. Als es mit dem Tatort zu Ende ging, hatte ich mich schon so weit aus dem Beruf herausentwickelt, dass es für mich ohnehin nur noch nebenher lief.

Also nie wieder Tatort?

Weber: Nee, Schauspieler ist für mich nach 20 Jahren keine Option mehr, auf die ich ernsthaft setzen möchte. Es reizt mich nicht mehr. Schriftstellerei ist mir wichtiger.