Jäger der verschollenen Erben
Jörg Hebben und Michael Möller lösen ungeklärte Fälle.Oft geht es dabei um hohe Summen wie 500 000 Euro.
Nettetal. Wer Jörg Hebben (44) und Michael Möller (37) nach ihrer Passion fragt, bekommt eine unerwartete Antwort: „Wir sind Erbenermittler.“ Und sie haben nicht wenig zu tun. Jährlich werden alleine in Deutschland 60 000 ungeklärte Erbfälle registriert.
Nicht selten handelt es sich um hohe Summen. „Komischerweise haben wir es oft mit Beträgen um 500 000 Euro zu tun“, berichtet Hebben.
Ihre Aufträge bekommen die beiden vom Nachlassgericht, wenn dieses keinen Erben ermitteln kann. „Wir bekommen nur Fälle, bei denen andere schon aufgegeben haben“, so Hebben. Zudem muss es sich mindestens um eine Summe von 35 000 Euro handeln.
Doch wie kommt man zu so einem ungewöhnlichen Hobby? „Anfangs wollten wir nur einer damals 80-jährigen Verwandten helfen“, erinnert sich Möller. Die Seniorin war 2007 von einem professionellen Erbenermittler angesprochen worden. Sie sei die Alleinerbin eines reichen Schiffseigners in Westfalen. Die Rentnerin traute dem Mann nicht und schaltete Hebben und Möller ein.
„Es war bekannt, dass wir beide Freude an Ahnenforschung haben“, sagt der 37-Jährige. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass der Erbenermittler mit unlauteren Methoden gearbeitet hatte. Aber auch, dass die damals 80-Jährige tatsächlich einer der Erben war.
„Wir konnten die Erbfolge mit Dokumenten genau belegen. Dafür mussten wir mehr als 200 Dokumente sichten“, so der 44-Jährige. 600 Stunden Arbeit steckten in der Recherche, aber für die beiden war sofort klar: Das machen wir weiter. Zumal sie durch die exklusive Veröffentlichung ihrer ungewöhnlichen Geschichte in dieser Zeitung viel Zuspruch bekamen.
Mittlerweile beschäftigen Hebben und Möller sogar Angestellte. Sie beide recherchieren aber immer noch in ihrer Freizeit. Die Suche nach Erben soll ein Hobby bleiben. „Nur so bleibt man aufmerksam und kann sich auf seinen Instinkt verlassen“, erklärt Hebben.
Ihre Recherchen haben die beiden schon auf jeden Kontinent gebracht. „Die Spurensuche vor Ort ist extrem wichtig, vor allem der Kontakt mit Zeitzeugen und natürlich die Sichtung von Dokumenten in den Standesämtern“, berichtet Möller.
Meist bringen sie Kleinigkeiten auf die erste Spur, wie ein altes Foto oder die Religionszugehörigkeit des Verstorbenen. „Wenn einer beispielsweise bei uns in der Region evangelisch ist, dann ist seine Familie zugewandert. Denn hier sind ja alle katholisch“, erklärt der 44-Jährige.
Der Grund, warum sie oft in Länder wie Belgien, Frankreich, Polen oder Russland fündig werden, ist der Zweite Weltkrieg. „Damals wurden unzählige Familien auseinandergerissen“, so Möller.
Nicht selten helfen sie automatisch bei einer Familienzusammenführung. Beispielsweise bei einer Dame, die durch Möller und Hebben erfuhr, dass sie Verwandte in Polen und Frankreich hat. „Die Familie hat sich dann das erste Mal bei uns in Nettetal getroffen. Das war ein toller Moment“, sagt Möller.
www.rheinische-erbenermittlung.de