Guido Cantz: "Ich darf ein bisschen frecher sein"

Interview: Guido Cantz über sein Debüt als Moderator von „Verstehen Sie Spaß“, Geschmacksgrenzen und gefärbte Haare.

Herr Cantz, Sie sind der neue Moderator des TV-Klassikers "Verstehen Sie Spaß?" Nicht alle Ihre Vorgänger sind mit der Show glücklich geworden, Harald Schmidt zum Beispiel erwies sich als Fehlbesetzung. Keine Angst, dass es Ihnen auch so gehen könnte?

Cantz: Mir ist schon bewusst, dass das auch schief gehen kann. Ich bin keiner, der sich für den Allertollsten hält. Harald Schmidt, den ich großartig finde, hat die Sendung auf seine Art gemacht. Der klassische Zuschauer von "Verstehen Sie Spaß?" fand sich darin eventuell nicht wieder. Das war vielleicht der Fehler...

Cantz: Definitiv nicht. Ich verstehe mich als Dienstleister. Man muss immer wissen, für wen man seine Witze macht. "Verstehen Sie Spaß?" ist eine Familiensendung.

Cantz: Das bedeutet, dass ich Grenzen beachten muss. Da schauen viele ältere Zuschauer, aber eben auch Kinder zu. Ich will nicht der Oliver Pocher der ARD-Samstagabendunterhaltung werden, sondern werde bestimmte Geschmacksgrenzen respektieren und darauf achten, nicht allzu sehr unter der Gürtellinie rumzuwitzeln.

Cantz: Nein, die habe ich seit 1997, und das bleibt auch so. Ich bin damals mit Freunden in den Skiurlaub gefahren, und wir haben dann aus einer Bierlaune heraus beschlossen, unsere Frauen zu überraschen, indem wir uns die Haare hellblond färben. Meine Naturfarbe geht mehr ins Rotblonde, ähnlich wie die von Boris Becker. Mittlerweile sind die Haare mein Markenzeichen.

Cantz: Ich bin 38 und damit ein bisschen jünger als Frank Elstner. Da darf ich mir auch ein bisschen mehr erlauben, ein wenig frecher sein vielleicht. Wenn eine Pointe auf der Straße liegt, dann will ich die auch machen. Vielleicht habe ich auch die Möglichkeit, das Publikum in der Halle ein bisschen stärker einzubeziehen. Das Herzstück der Sendung bleiben natürlich die Streiche mit der versteckten Kamera.

Cantz: Schadenfreude funktioniert immer. Das ist zwar moralisch bedenklich, aber wenn das lustig ist, dann lacht man einfach - das geht jedem so.

Cantz: Im Prinzip nicht. Aber ich fände es toll, wenn wieder mehr Prominente erwischt werden - auch Politiker. Das kommt bei den Zuschauern einfach gut an. Ob die Damen und Herren Politiker die Ausstrahlung dann immer genehmigen, ist natürlich eine ganz andere Frage.

Cantz: Da ich fußballbegeistert bin, würde ich gerne jemanden aus dieser Ecke erwischen, den Bundestrainer vielleicht. Wie reagiert Jogi Löw auf eine peinliche Situation? Das ist doch spannend.

Cantz: Der Unterhaltungschef des Südwestrundfunks ist nach Köln gekommen, und wir haben ganz locker miteinander geplaudert. Wir kannten uns bereits, weil ich für die Sendung schon als Lockvogel gearbeitet habe und da auch mehrfach aufgetreten bin. Ich habe ihm gesagt, dass "Verstehen Sie Spaß?" genau mein Ding ist. Als wir wieder auseinandergegangen sind, habe ich aber nicht wirklich geglaubt, dass das klappt. Zwei Wochen später kam der Anruf.