Niederländer retten deutsches Containerschiff vor Piraten
In einer spektakulären Aktion befreiten die Marinesoldaten den Frachter. Zehn Seeräuber wurden festgenommen.
Nairobi. Somalische Piraten schwärmen seit Wochen wieder verstärkt in ihren Schnellbooten aus, um auf Kaperfahrt zu gehen. Doch immer öfter stoßen sie auf Widerstand. Viele werden von internationalen Kriegsschiffen aufgehalten, noch ehe sie die Leitern und Enterhaken anbringen können. Und der Fall des deutschen Containerschiffes "MS Taipan" am Ostermontag ist schon fast beispielhaft für Schiffsentführungen, die nach anfänglichem Erfolg scheitern.
Die Seeräuber waren am Ostermontag zwar an Bord gelangt, doch die Crew der "Taipan" war den Ratschlägen des EU-Marinekommandos vor der somalischen Küste gefolgt. Alle Maschinen waren abgestellt, das Schiff manövrierunfähig - die Piraten waren zwar mit ihren kleinen Schnellbooten vertraut, die Steuerung eines "dicken Potts" über den Ozean dürfte jedoch ihre technischen Schiffskenntnisse überstiegen haben. Die Männer der Crew, unter ihnen zwei Deutsche, die über das nötige Wissen verfügten, hatten sich in einem Sicherheitsraum verschanzt. Da halfen den Piraten auch ihre automatischen Waffen nicht mehr weiter.
Stattdessen nahte die "Tromp", ein niederländisches Marineschiff im Einsatz der EU-Mission Atalanta. Piratenjagd ist für die Marinesoldaten der "Tromp" inzwischen schon fast Routine - in den vergangenen Tagen hatten sie gleich mehrfach Piratengruppen aufgespürt, Waffen und Enterhaken beschlagnahmt und mehrere Piratenschiffe versenkt. Nachdem sich die Seeräuber an Bord der "Taipan" weigerten, das Schiff freiwillig zu verlassen, befreiten die Marinesoldaten das Schiff gewaltsam. Bilanz: ein verletzter niederländischer Soldat und zehn festgenommene Piraten.
Was aus den Piraten nun wird, ist noch offen. Denn in Kenia, das mit der EU ein Abkommen über die Inhaftierung auf frischer Tat gefasster Seeräuber geschlossen hat, sind keine Zellen mehr frei. Mehr als 100 mutmaßliche Piraten sitzen derzeit in dem ostafrikanischen Land hinter Gittern, mehr als ein Dutzend wurde bereits rechtskräftig verurteilt. Angesichts überfüllter Gefängnisse und einer überlasteten Justiz haben die Behörden die Aufnahme weiterer Seeräuber abgelehnt. Auf den Seychellen hingegen ist in den Gefängnissen des Inselstaates noch Platz.
Nervenkrieg auf hoher See droht unterdessen nach der Kaperung des südkoreanischen Supertankers "Samho Dream" am Ostersonntag. Ein Zerstörer der südkoreanischen Marine heftete sich auf die Spur des entführten Schiffes und seiner wertvollen Ladung von 1,5 Millionen Barrel Rohöl. Am Montag hatte das Kriegsschiff den Tanker eingeholt und blieb zunächst auf Sichtweite, ohne einzugreifen. Der Belagerungszustand auf See erinnert an das Drama um die amerikanische "Maersk Alabama" vor einem Jahr. Damals hatten US-Soldaten nach erfolglosen Verhandlungen den amerikanischen Kapitän aus der Gewalt der Piraten befreit. Nur einer der vier Piraten überlebte den Befreiungsschlag.