Schweres Unwetter stürzt Rio ins Chaos - 96 Tote
Rio de Janeiro. Die heftigsten Regenfälle seit mehr als vier Jahrzehnten haben Rio de Janeiro in ein Chaos gestürzt und mindestens 96 Menschen das Leben gekostet. Die meisten von ihnen kamen bei Erdrutschen in Rio selbst oder umliegenden Orten ums Leben.
In einigen Vierteln der Millionen-Metropole bot sich ein Bild der Verwüstung: Häuser standen unter Wasser, umgestürzte Bäume lagen auf Autos, Schlamm- und Geröllmassen verstopften die Straßen.
Der Verkehr brach völlig zusammen und mehrere Tunnel wurden wegen Überflutung gesperrt. Tausende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Vereinzelt gelang es ihnen, Verschüttete nach stundenlangem Ausharren aus den Trümmern von eingestürzten Häusern zu bergen.
In einigen Teilen der Stadt am Zuckerhut fiel seit Montagabend binnen zwölf Stunden doppelt so viel Regen wie sonst im gesamten April - und Meteorologen sagten weitere Niederschläge voraus. Gefährdet sind vor allem Bewohner der auf Hügeln liegenden Armensiedlungen (Favelas).
Durch die völlig aufgeweichte Erde kommt es dort immer wieder zu Erdrutschen, bei denen die provisorisch und illegal errichteten Häuser von den Schlammlawinen mitgerissen werden. Allein in Rio wurden 140 Erdrutsche gemeldet, bei denen in 26 Fällen Häuser unter den Geröllmassen begraben wurden.
Das Unwetter bekam auch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu spüren, der am Dienstag das Programm seines Rio-Besuches ändern musste. Er sagte den Behörden jegliche Hilfe zu und rief bei einer Veranstaltung zu einer Gedenkminute für die Opfer auf. Zugleich betonte er, dass derart starke Regenfälle außergewöhnlich seien.
Rio bereite sich darauf vor, die Olympischen Spiele (2016) und die Fußball-Weltmeisterschaft (2014) auszutragen. "Es regnet nicht jeden Tag, wie es auch nicht jeden Tag Erdbeben in Haiti oder Chile gibt. Normalerweise sind die Monate Juni und Juli (in denen die großen Sportereignisse anstehen) ruhiger."
Rios Bürgermeister Eduardo Paes sprach von einem "absoluten Chaos". Alle wichtigen Straßen der Stadt seien blockiert. Es handele sich um die schlimmsten Regenfälle seit 1966.
Die Cariocas, wie die Einwohner Rios heißen, mussten durch die teils hüfthohen braunen Wasserfluten stapfen. Rund 3000 Feuerwehrleute und 4000 Mitarbeiter der Stadtreinigung waren nach Worten von Paes im Einsatz. Er mahnte die Einwohner, ihre Wohnungen nicht zu verlassen und vor allem nicht mit dem Auto zu fahren.