Happy End nach 23.000 Seemeilen
Mit 16 Jahren ist Jessica Watson in 210 Tagen um die Welt gesegelt. Erst wurde sie kritisiert, jetzt wird sie gefeiert.
Düsseldorf. Schulterlanges blondes Haar, Röhrenjeans, Turnschuhe und rosa Schal um den Hals — Jessica Watson sieht aus wie viele Teenager. Doch die 17-Jährige hat das Abenteuer ihres Lebens hinter sich. Als jüngster Mensch der Welt hat sie mit ihrem Schiff „Ella’s Pink Lady“ in 210 Tagen die Welt umsegelt. Allein und ohne Zwischenstopp.
In ihrer Heimat Australien wird sie als Heldin gefeiert. Jessica kann das nicht verstehen: „Ich bin ein ganz normales Mädchen, das einen Traum hatte. Alles ist möglich, man muss es nur wollen.“ Mit ihrer Reise hat sie sich auch den Respekt der Kollegen verdient. Der deutsche Profi-Segler Tim Kröger ist beeindruckt: „Jessica hat es sich nicht leicht gemacht. Sie hat Kap Hoorn und das Kap der Guten Hoffnung umrundet. Sie hätte auch einfach durch den Panamakanal segeln können.“
Mit acht Jahren hat Jessica mit dem Segeln angefangen, mit elf Jahren hat sie das Buch von Jesse Martin gelesen, einem Australier, der mit 17 Jahren die Welt umsegelt hat — ein Traum war geboren. Lange hat sie sich nicht getraut, ihren Eltern von ihrem Plan zu berichten. „Stellen Sie sich vor, man sagt mit zwölf oder 13 Jahren seinen Eltern, man wolle die Welt umsegeln. Die halten einen für verrückt.“ Ganz Unrecht hatte sie nicht, ihre Eltern waren nicht begeistert. Noch kurz vor ihrem Start im Oktober 2009 in Sydney wollte der Vater sie gar nicht fahren lassen.
Doch was sich Jessica in den Kopf setzt, zieht sie durch. Je populärer ihre Welteroberung wurde, desto mehr Sponsoren und Helfer kamen. Mit ihnen aber auch Kritiker auf der ganzen Welt. Doch sie hat es allen gezeigt und die Welt umsegelt. Über ihr Schiff „Ella’s Pink Lady“, das sie mit Limonade getauft hat, spricht sie wie von einer Freundin: „Wir haben eine intensive Zeit verbracht. Wir waren ein Team.“ Dreimal ist sie gekentert, einige Stürme hat sie überstanden. Jessica sieht’s gelassen: „Ich habe mir Gedanken gemacht, ob ich genug Nudelsoße an Bord habe.“
Manchmal war der Satellit über ihr näher, als der nächste Mensch. „Einsam war ich nicht. Ich hatte ein Telefon und einen Laptop. Ich war eh mit navigieren, kochen und putzen beschäftigt.“ Und sie war schnell. Sie war einen Monat schneller, als für die 23.000 Seemeilen berechnet.
Dem Segeln will Jessica Watson treu bleiben, auch wenn sie sich jetzt dem Führerschein, Shopping und den australischen Stränden widmet. Ein weiterer Trip ist momentan nicht in Planung. Doch allen, die Jessica nach ihrem schönsten Erlebnis fragen, antwortet sie: „Segeln Sie 210 Tage um die Welt — es gibt nichts Besseres!“