Phoenix Jones — der Superheld von nebenan
Mit Superkräften hapert es: Aber dennoch verhindert ein 22-Jähriger in Maske und Umhang verkleidet Verbrechen.
Seattle. Er seilt sich nicht von Häusern ab, kann nicht fliegen, und auch an seinem Röntgenblick muss er noch feilen: Phoenix Jones ist ein Superheld ohne Superkräfte. Mit einem Cape und schwarzer Augenmaske bekleidet patrouilliert er seit mehreren Monaten durch die Straßen von Seattle. Dealer müssen sich warm anziehen — so will es der angehende Superheld zumindest.
Er selbst muss auch Obacht geben: Er trägt zwar schusssichere Weste, aber die ist in erster Linie schick — sie bildet ein Bauchmuskelsixpack ab. An seinem Gürtel baumeln Pfefferspray und Elektroschocker. Und bei dem Versuch einen Streit zu schlichten, ist dem Superhelden kürzlich die Nase gebrochen worden.
Seine Feuerprobe hatte der selbsternannte „Guardian of Seattle“, der Wärter und Beschützer der Stadt, vor kurzem. Phoenix Jones erwischte einen Autodieb in flagranti und verjagte den geschockten Gangster. Der verblüffte Autobesitzer schilderte der Polizei, wie der schneidige Superheld in seinem Gummianzug heran stürmte und das Verbrechen verhinderte. Seitdem wird er nicht mehr belächelt, sondern als Held gefeiert. Bei Facebook kann er sich vor Fans kaum retten.
Wie bei allen Superhelden fragt sich die Bevölkerung: Wer steckt hinter der Maske? Seine Identität scheint aufgedeckt: Phoenix Jones ist vermutlich ein 22 Jahre alter Mann. Natürlich ist er Comicfan.
Erst hatte er versucht, unmaskiert für Sicherheit zu sorgen. Allerdings wurde er wurde so rasch zum Opfer mehrerer übler Prügeleien. „Da begann ich, die Maske zu tragen“, schreibt er in einem Internetblog.
Die Lokalpresse berichtet, er gehöre einem Konsortium von Superhelden an. Nicht Superman, Spiderman und Batman. Sie nennen sich Thorn, No Name, Penelope, Catastrophe und Buster Doe und ihre Gruppierung die „Rain City Superhero Movement“ — die Superhelden-Bewegung der Regenbogen Seattle.
Dass Phoenix Jones keine Superkräfte hat, macht ihm nichts aus — Batman hat ja auch keine. Eines nagt aber schon am Masken-Mann: „Es ist weniger romantisch als es sich anhört. Es ist keine tolle Zeit. Und es gibt keine Bezahlung.“