Hasen bringen Glück: Chinesen begrüßen neues Jahr
Peking (dpa) - Auf das turbulente Jahr des Tigers folgt das ruhigere Jahr des Hasen. Nach dem traditionellen Mondkalender begrüßen Chinesen in aller Welt in der Nacht zum Donnerstag (MEZ: 2. Februar, 17.00 Uhr) das neue Jahr.
Es steht diesmal im Zeichen des Langohrs, dem vierten Tier im chinesischen Tierkreis. Nach der Weltwirtschaftskrise soll es im Jahr des Hasen wieder vorangehen, sagen die Wahrsager - wenngleich in Asien schneller als in Europa. Meister Lampe lässt in diesem Jahr auch eher Kompromissbereitschaft und Diplomatie vorherrschen, sagt das chinesische Horoskop voraus.
Zum Neujahrsfest werden in China überall Plüschhasen verschenkt. Renner sind Häschen-Pantoffel, flauschige Ohrenschützer, Anhänger mit Hasen, Federmäppchen, Hasenspielzeug und T-Shirts. „Alles mit Hasen drauf verkauft sich bestens“, sagt eine Verkäuferin. Auch die Milchbonbons der chinesischen Traditionsmarke „Große Weiße Hasen“, die 2008 im Skandal um Giftpanschereien mit Milch in China einen Dämpfer hinnehmen mussten, erfreuen sich eines großen Comebacks.
Hasen bringen eben Glück. Allerdings ist auch die Nachfrage nach lebenden Hasen rasant gestiegen. Ihr Preis vervielfachte sich. Tierhändler können nicht genug Mümmelmänner besorgen. Selbst im Internet werden Hasen bestellt. Verbotenerweise werden sie in Päckchen mit „Zerbrechlich“-Aufschrift versandt. Viele ersticken oder erfrieren auf dem Postweg, wie Zeitungen kritisieren.
Tierschützer schlagen Alarm - auch weil viele Langohren ausgesetzt werden, wie das letzte Hasenjahr 1999 gezeigt hatte. „Es gibt keine bessere Zeit, um Hasen zu schützen, als das Jahr des Hasen“, fordert die Tierschützerin Maggie Chen die Chinesen auf, den Tierhandel nicht zu fördern. „Hasen sind nicht einfach nur süß und kuschelig, sondern erfordern viel Pflege, Aufmerksamkeit und tierärztliche Versorgung.“
Das Horoskop sagt den Menschen, die im Zeichen des Langohrs geboren sind, viele gute Eigenschaften nach. Sie gelten als pflegeleicht, sanftmütig, mitfühlend, friedlich und geduldig. Hasen entschieden häufig aus dem Bauch heraus, heißt es. Prominente Hasen sind der Schauspieler Brad Pitt, der Physiker Albert Einstein, der Schriftsteller Thomas Mann und die Sängerin Whitney Houston.
Der Bankier David Rockefeller steht für die Geschäftstüchtigkeit, die ihnen nachgesagt wird. Hasen sollen auch große Redner sein, was der kubanische Revolutionär Fidel Castro beweist. Hasenmänner eignen sich offenbar als Politiker, Diplomaten und Juristen. Hasenfrauen sollen Geschmack und Verhandlungsgeschick besitzen. Hasen sind in Gesellschaft sehr beliebt, passen angeblich gut zu Schaf, Schwein und Hund. Als Genussmenschen sollen sie das Feine und Schöne lieben.
Eine alte chinesische Legende sagt, dass ein weißer Hase mit einer schönen Fee auf dem Mond lebt. Früher wurden Homosexuelle in China gerne „Hasen“ genannt, allerdings ist heute „Genosse“ eher verbreitet. Ein Schimpfwort ist „Kleiner Hase“ (Tuzaizi), womit jemand als schwach und unbedeutend abgekanzelt wird.
Auch wenn Chinesen gemeinhin jeden Vierbeiner verspeisen, scheuen sie zum Hasenjahr aber davor zurück, ausgerechnet das Tier zu essen, das Glück bringen soll. Deswegen bietet die Restaurantkette Baguobuyi in Peking zum speziellen Neujahrsdinner auch keine Hasengerichte an. „Gäste wollen keine Hasen auf der Speisekarte zum Neujahrsabend sehen“, sagt eine Angestellte. „Die Leute fühlen sich unwohl.“
Auf der regulären Karte sind aber weiter „Kleiner weißer Hase auf einem Stein aus den drei Schluchten“ und „Hasenköpfe“ zu finden. Ob sie am Neujahrsabend trotzdem bestellt werden könnten? „Klar, kein Problem“, sagt die Serviererin. „Sonst sind sie sehr beliebt.“