Held mit gebrochener Nase - Postbote rettet Frau
Geilenkirchen (dpa) - Der junge Postbote, ein Held? Das findet Luis Miguel Alves Costa übertrieben. Mutigster Postbote Deutschlands? Quatsch.
Das sagt der gebürtige Portugiese zwar nicht direkt. Dieser ganze Rummel am Tag danach ist dem 23-Jährigen aber sichtlich unangenehm. Am Montag hatte er eine Frau aufgefangen, die vom Balkon aus dem zweiten Stock eines Hauses in Geilenkirchen bei Aachen gefallen ist.
Seine gebrochene Nase spricht er nicht gleich an. Die wird irgendwann gerichtet. Und die Gehirnerschütterung - nicht der Rede wert. Aber die Frau, die liegt im Krankenhaus. Ohne Luis hätte sie auch tot sein können, hatte die Polizei gesagt. Am Nachmittag will der junge Mann Blumen kaufen und sie besuchen. Gucken, wie es ihr geht.
„Ich war nur zur richtigen Zeit da“, sagt er am Dienstag. Die Post ist stolz auf den jungen Mitarbeiter und hat einen Pressetermin organisiert. Luis schiebt seine postgelbe Karre, wo normalerweise die ganzen Briefe drin sind, für die Kameras zu dem Mehrfamilienhaus und erzählt.
Am Montagmorgen war er früh dran. Es war kurz nach acht Uhr, da hat er auf seiner Tour noch kurz mit einem Kumpel gequatscht, als der sagte: „Mensch guck mal, was geht denn da ab.“ An dem Geländer eines Balkons im zweiten Stock hing eine Frau und schrie. Sie drohte abzustürzen. Der Kumpel rief die Polizei. Luis lief rüber auf die andere Straßenseite zu der Frau. „Ich habe versucht, sie zu beruhigen, es wird alles gut.“ Sie solle versuchen, hochzuklettern. „Ich habe keine Kraft mehr“, schrie die Frau. Dramatisch.
Luis war hellwach, reagierte einfach, streckte seine Arme der Frau entgegen. Sie fiel komplett auf ihn, beide schlugen aufs Pflaster. Er blutete wie verrückt aus seiner gebrochenen Nase. Das alles nahm er nicht wahr. Er dachte nur an die Frau. Ein zierlicher Mensch, 32 Jahre alt - wie er nachher erfuhr.
Zuhause war die Familie sehr besorgt um ihn. Und auch stolz: „Haste gut gemacht“, sagten sie daheim. Der Ehemann der geretteten Frau hat sich bei ihm telefonisch gemeldet und „sich tausendmal bedankt“. Warum es so kam? „Dazu sage ich nichts“, meint Luis bei dem Pressetermin.
Luis ist erst seit Anfang April Postbote und arbeitet als Springer. Die Route lief er an dem Morgen für einen Kollegen, der in Urlaub ist, war wirklich früh dran. Die Kollegen haben ihm eine Karte geschenkt: „Super Hero“. Luis lächelt.