Helge Schneider: Wider alle Show-Gesetze

Helge Schneider spricht über seine neue CD, das Alter, und er verrät, warum er seine Fernsehsendung drangegeben hat.

München. Eigentlich wollte Helge Schneider (57) ja kürzertreten, nun hat der Musiker ein neues Album herausgebracht. Es heißt „Sommer, Sonne, Kaktus!“. Damit nicht genug: Im Oktober kommt „00 Schneider — im Wendekreis der Eidechse“ ins Kino.

Herr Schneider, in einem neuen Lied singen Sie über „gute Laune“ und ein „beautiful girl on the Schoß“. Wie inspirieren Sie sich für so einen Song?

Helge Schneider: Gar nicht, die Inspiration kommt von selbst. Das sind so Träume. Der Typ in dem Lied stellt sich das alles so schön vor in seiner Fantasie, doch in Wirklichkeit geht er nur ins Duisburger Hallenbad.

Das Album „Sommer, Sonne, Kaktus!“ ist Ihr erstes seit mehr als sechs Jahren. Wie ist es entstanden?

Schneider: Am Anfang stand meine Lust, wieder einen Film zu machen, daran hatte ich plötzlich richtig Spaß gekriegt. Dann habe ich die Filmmusik gemacht, und dann kriegte ich auch Spaß am Aufnehmen. So entstand die CD. Dass das Album jetzt noch vor dem Film rauskommt, liegt am Thema. Was soll ich mit Sommersongs im September?

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in „Nachtigall, huh“ den „Gangnam Style“ zu interpretieren?

Schneider: Das ist mir einfach so rausgerutscht.

Der Sänger Psy kam aus dem vermeintlichen Nichts und wurde zum Star. Erging es ihm da ähnlich wie Ihnen vor 20 Jahren, als Sie mit „Katzeklo“ den Durchbruch hatten?

Schneider: Auf den Vergleich wäre ich jetzt nicht gekommen. „Katzeklo“ war ja ein Fliegenschiss gegen das, was dieser Typ weltweit erreicht hat. Ich finde den Psy aber lustig. Der hat es wider alle Gesetze der Unterhaltungsbranche geschafft. Das finde ich gut.

Ist das eine Parallele zu Ihnen und Ihrem Werdegang?

Schneider: Genau. Ich habe mich auch nie um das geschert, was man angeblich zu tun und zu lassen hat.

Auch nicht, als Sie nach nur zwei Ausgaben Ihre eigene Fernsehsendung „Helge hat Zeit“ aufgegeben haben. . .

Schneider: Ich hatte keine Lust mehr. Ich fand mich total scheiße als Gastgeber einer Fernsehshow in der Art. Also, für mich kommt infrage: entweder die große Showtreppe oder ernster, seriöser Gesprächsteilnehmer in einer Talkshow. Aber diese Sendung war mir zu piefig, weder bei der Einrichtung noch bei der Auswahl der Gäste wurde auf mich gehört. Ich mag auch keine Gäste toll finden, die ich in Wirklichkeit gar nicht toll finde. Ich lüge nicht gerne.

Okay, dann Hand aufs Herz. Spüren Sie das Alter?

Schneider: Natürlich. Ich kann nicht mehr so gut gucken und rechts nicht mehr so gut hören. Ich brauche eine Lesebrille, auch wenn ich das erst gar nicht einsehen wollte.

Sie wollten ja auch eigentlich weniger arbeiten. Was ist daraus geworden?

Schneider: Von den Treckern habe ich zwei wieder verkauft, jetzt habe ich nur noch einen kleinen. Die Wiese habe ich ewig nicht gemäht, mal gucken, wie das aussieht, wenn ich nach Hause komme. Ich habe ja in meiner Freizeit immer so unheimlich viel zu tun.