Jean-Claude Juncker: Der größte Europäer

Jean-Claude Juncker erzählt gerne, wie er den chinesischen Ministerpräsidenten traf. Dem legte er den Arm auf die Schulter und sagte: „Kamerad Wen, wenn wir beide bedenken — du Chinese, ich Luxemburger —, dass wir ein Drittel der Menschheit repräsentieren!

Das, so Juncker, habe ihm jedes Mal „ein Gefühl für die wahre Größe“ vermittelt. Aus der Anekdote lässt sich zweierlei lernen: Wie groß einer ist, kommt auf den Zusammenhang an. Und als Schlitzohr gehört Juncker zu den ganz Großen.

Der 58-Jährige, Mitglied der Christlich-Sozialen Volkspartei, ist seit 18 Jahren Regierungschef des Großherzogtums und damit mit Abstand der Stubenälteste im Kreise der EU-Staats- und Regierungschefs. Finanzminister war er schon, als Kanzler Helmut Kohl noch drei Bundestagswahlen vor sich hatte. Juncker wurde der erste Chef der Eurogruppe und blieb es bis Ende 2012. Er ist der Erz-Europäer schlechthin.

Geboren wurde Juncker, der seit 1979 verheiratet ist, in Redingen. Er wuchs in eher bescheidenen Verhältnissen als Sohn eines Stahlarbeiters auf. Trotzdem studierte er Jura. Er spricht fließend Deutsch, Französisch, Englisch und natürlich Letzeburgisch. kp