Herren aus dem Morgenland

Heiligedreikönige: Die Weisen gelten als die ersten Pilger im Christentum. Das Geheimnis um ihre Herkunft kann allerdings auch ein Gespräch mit ihnen nicht lüften.

Köln. Tach, die Herren! Die drei vornehmen Männer schauen etwas irritiert drein. Wie aber soll man sie anreden, mit Majestät vielleicht oder Exzellenz? Kurze Beratung untereinander - dann der Hinweis, am liebsten würden sie bei den überlieferten Namen genannt: Kaspar, Melchior und Balthasar.

Passt das? Schließlich ist wissenschaftlich umstritten, ob sie wirklich so hießen, die Heiligen Drei Könige. Überhaupt - eine Unterhaltung mit den Heiligen scheint gar nicht möglich. Wirklich nicht? Hier, an ihrem Schrein im Kölner Dom, ist etwas zu spüren von ihrer Bedeutung, ihrer Ausstrahlung - als stünde man in Kontakt mit ihnen: Da ist ein Gespräch mit den drei Königen durchaus vorstellbar.

Drei Könige. Betagt, gütig, weise wirken sie. Und etwas blass. Kein "Mohr" dabei? Melchior schüttelt den Kopf: Sie seien ja nicht aus Afrika, sondern von Osten, "aus dem Morgenland", nach Bethlehem angereist. Im Laufe der Jahrhunderte, schmunzelt Melchior, sei jedem von ihnen mal ein anderes Herkunftsland oder eine dunkle Hautfarbe angedichtet worden.

Indisch? Ihre Namen klingen vielmehr persisch: Kaspar, Melchior, Balthasar - Lichtkönig, Schatzmeister, Gottesschutz. Dazu sagen die drei nichts, sie lächeln nur geheimnisvoll. Auch zum Einwand, es gebe noch andere Theorien über ihre Herkunft, hüllen sich die magischen Könige in Schweigen.

Unruhig allerdings werden sie bei der Frage, ob sie wirklich zu dritt gewesen seien: Matthäus nennt keine Zahl, berichtet lediglich von drei Geschenken, andere Quellen zählen bis zu zwölf Könige. "Den Stern haben natürlich noch andere Astronomen entdeckt und es gab vielleicht andere Expeditionen", meint Kaspar, "aber wirklich prominent wurden nur wir drei."

Beim Hinweis auf einen legendären vierten König, der dem Jesuskind einen goldenen Apfel geschenkt haben soll, winken die Heiligen ab: Selbst wenn das stimme, so Kaspar, sei Jesus wohl nicht begeistert gewesen, denn der Apfel soll ja in seiner Hand zu Staub zerfallen sein.

Für einen, der die drei gut kennt, ist es "unerheblich", wie viel an der Dreikönigsgeschichte Legende sei: "Es geht darum, sich anzunähern an die Weihnachtsbotschaft", sagt der Theologe und Publizist Manfred Becker-Huberti. "Die Heiligen Drei Könige waren sozusagen die ersten Pilger, sind Vorbilder für uns Menschen auf der Suche nach Gott, und ihre Wirkungsgeschichte ist unvergleichlich." Die so Gelobten nicken, als wollten sie sagen: Der Mann hat recht.

Die drei Könige sollen auch den Apostel Thomas schwer beeindruckt haben, der sie prompt auf seiner Indienreise zu Bischöfen weihte. Die greisen Weisen wurden allesamt über 100 Jahre alt; zu ihrem Tod leuchtete wieder mal ein Stern. Und dann ging’s los: Wunderberichte, Heiligenverehrung, Transport der Gebeine über Konstantinopel nach Mailand und im 12. Jahrhundert dann nach Köln.

Der Kult nahm ungeahnte Ausmaße an; die Heiligen Drei Könige sind religiöse Superstars - und einer sogar Vorbild für weltliche Spielereien: Kaspar, oft dargestellt mit einer nach vorn gezipfelten Mütze, wie sie in Kleinasien üblich war, wurde zum Vorbild der Kasperlefigur mit Zipfelmütze. Aber das scheint ihm gar nicht peinlich: "Wenn die Kinder Spaß dran haben...", lächelt er. Melchior ergänzt: "Ein Kind liegt uns immer am Herzen, das ist ja wohl seit Bethlehem bekannt."

Bethlehem, Indien, Mailand, ganz schön viel rumgekommen, die heiligen Könige. Fühlen sie sich hier in Köln nun wohl, heimisch? "Egal, es geht im Grunde nicht um uns", sagt Balthasar, "wir dienen nur dazu, die Menschen zu Gott zu führen, so wie uns damals der Stern nach Bethlehem geführt hat."

Ein schönes Schlusswort - na denn: Tschüss, die Herren!

Verzeihung: Frohe Weihnachten, Kaspar, Melchior und Balthasar!