Herzchirurgen unter Verdacht

Ermittlungen: Ärzte für Tod von 13 Patienten verantwortlich? Münsteraner Klinikum sieht gezielte Kampagne gegen sich.

Münster. Die Universitätsklinik Münster, gegen deren Herzchirurgie wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt wird, wehrt sich gegen anonyme Vorwürfe.

Das Klinikum hat Strafanzeigen gegen anonyme Briefeschreiber erstattet. "Wir vermuten, dass durch eine gezielte Kampagne die Herzchirurgie, ihr Direktor, aber auch das herzchirurgische Team beschädigt werden sollen", sagte der ärztliche Direktor am Universitätsklinikum, Prof. Norbert Roeder.

Die Briefe zielten darauf ab, Patienten und Angehörige bewusst zu verunsichern. "Alle Vorwürfe haben sich bislang als haltlos erwiesen", betonte Roeder.

Seit Ende 2007 hätten der Vorstand des Klinikums, Mitarbeiter sowie das Düsseldorfer Forschungsministerium anonyme Briefe erhalten. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden gingen auch bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamm mehrere anonyme Schreiben ein.

Angehörige von zwei Patienten, die nach Eingriffen gestorben waren, hatten ebenfalls anonyme Briefe erhalten, in denen Fehler bei der Behandlung geschildert wurden. Diesen lagen Vordrucke für Strafanzeigen bei - die die Hinterbliebenen der toten Patienten dann auch erstatteten.

Das Institut für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie war am Donnerstag auf Weisung der Staatsanwaltschaft Münster durchsucht worden. Die Ermittler nahmen Unterlagen mit. Akten von 13 Kranken, die seit Mai 2007 nach oder während der Operation gestorben waren.

Unter anderem sollen unerfahrene Operateure für schwierige Herztransplantationen eingesetzt worden sein. Diesen Vorwurf wies Roeder entschieden zurück. "Bei jeder OP ist selbstverständlich ein Oberarzt anwesend." Auch der Vorwurf einer "auffälligen Sterblichkeit", so Roeder, sei schlicht falsch: Mit 2,2Prozent liege sie unter dem Mittelwert aller herzchirurgischen Kliniken in Deutschland (2,9 Prozent).

"Wir sind mit den Vorwürfen vorsichtig umgegangen", sagt der Münsteraner Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer, dem bewusst ist, dass es sich bei allem auch um eine "üble Kampagne" gegen das Klinikum handeln könnte. Die angeblichen Fehler bei der Behandlung seien in den anonymen Anzeigen sehr detailliert geschildert worden.

Die anonymen Anzeigen bezogen sich zudem auf eine weitere Person, die angeblich nach einer Operation gestorben war. Diese, so Schweer, erfreue sich aber "bester Gesundheit". Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach Zeugen, die bereit sind, auszusagen. "Es gab neue Hinweise", berichtete Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer gestern.

Neben der Staatsanwaltschaft wird eine unabhängige Expertenkommission auf Veranlassung des Wissenschaftsministeriums den Tod der 13 Patienten untersuchen.