Kino: Das Vermächtnis des Heath Ledger
Zeitlebens traute sich der Australier nicht, hässlich zu sein. Nach seinem Tod zeigt er als Joker ein anderes Gesicht.
Düsseldorf. Es ist Nacht in Gotham City. Die abscheulichste Figur, die die Stadt je gesehen hat, zieht durch die dunklen Straßen: der Joker. Auf seinen Raubzügen hinterlässt er eine Spur von Mord und Verwüstung. Ein fürchterlich teuflisches Grinsen trägt er dabei wie gemeißelt im Gesicht. Hinter der Maske des Bösewichts steckt Heath Ledger.
Der australische Schauspieler starb am 22.Januar im Alter von nur 28 Jahren an einer Überdosis Medikamenten in seiner New Yorker Wohnung. Der Auftritt im neuen Batman-Streifen "The Dark Knight" (Deutschland-Start: 21.August) ist sein vorletzter.
Und wahrscheinlich sein bester, urteilen die Kritiker. Ledger gilt sogar als Favorit für den Oscar als bester Hauptdarsteller im kommenden Jahr. Er wäre damit erst der zweite nach Peter Finch (1978 für "Network"), dem die Auszeichnung posthum verliehen würde.
Was gab Hollywood dem stets schüchtern wirkenden Blondschopf nicht alles an schmückenden Beinamen: Schönling und Schwiegermutters Liebling nannten ihn einige, Herzensbrecher und moderner James Dean andere.
Ledger bastelte selbst kräftig an dem Image: Er spielte den College-Schwarm, den Ritter und den heldenhaften Patrioten. Was er jedoch tatsächlich von seinem öffentlichen Erscheinungsbild hielt, verrieten oft nur seine traurigen braunen Augen.
Als ernst zu nehmender Darsteller wurde Heath Ledger lange Zeit nicht wahrgenommen - bis zu seinem Paradeauftritt als wortkarger schwuler Cowboy in "Brokeback Mountain".
Die Rolle des Joker wird nun nachträglich als der Höhepunkt in der viel zu kurzen Karriere des Heath Ledger bezeichnet - vielleicht, weil sie die innere Zerrissenheit des verschlossenen Schauspielers widerspiegelt.
Zeitlebens traute sich der Mensch Ledger nicht, so abgrundtief hässlich zu sein. Wie zur Bestätigung, sagte er kurz vor seinem Tod: "Der Joker hat mir den größten Spaß bereitet. Er ist einfach außer Kontrolle - ein psychopathischer, massenmordender Clown ohne Mitgefühl. Ich habe es ehrlich genossen."
Was trieb Heath Ledger in die Depression und schließlich in den Tod: War es die Sucht nach den Drogen, der Schmerz über die verlorene Liebe oder schlicht der Ärger über das Image?
Hinterher kann man bloß spekulieren: Wohl ein bisschen von allem. Im August 2000 sagte er einmal: "Ich tue das bloß aus Spaß. An dem Tag, an dem ich keinen Spaß mehr habe, gehe ich einfach fort."
Nach "Batman" werden ihn seine Fans noch einmal sehen: Im Frühjahr 2009 kommt "The Imaginarium of Doctor Parnassus" in die Kinos. Der Film wurde nach Ledgers Tod mit Hilfe von Ersatz-Schauspielern zu Ende gedreht.