Weltjugendtag: Die Jugend feiert den Papst

Sydney bereitet dem Kirchenoberhaupt einen rauschenden Empfang.

Sydney. Seit Tagen beten, singen und feiern die jungen Pilger in Sydney, aber die meisten haben sich vor allem auf die lange Reise gemacht, um Papst BenediktXVI. einmal leibhaftig zu sehen. Donnerstag war es so weit: An Bord der "MS Sydney 2000" fuhr Benedikt im Hafen ein, und der Jubel kannte keine Grenzen.

Auch ihm war die Freude ins Gesicht geschrieben. Umringt von Australiern, darunter ein Ureinwohner im Fellumhang und mit weißer Gesichtsbemalung, schaute er minutenlang auf das Menschenmeer am Ufer und genoss den begeisterten Empfang. "Was für eine Freude!", rief er bewegt.

Stunden zuvor hatte der Papst als Staatsoberhaupt des Vatikans die obligatorischen Empfänge mit den Offiziellen absolviert, Reden angehört und Hände geschüttelt. Als er dann die Ehrengarde abmarschierte, wurde allmählich klar, dass Benedikt es eilig hatte:

Forschen Schrittes lief er die Reihen der Soldaten ab, mit dem Zeremonienmeister an seiner Seite, der fast Mühe hatte, Schritt zu halten. "Ich bin in erster Linie hier, um die jungen Menschen zu treffen", sagte Benedikt sofort. "Der Weltjugendtag erfüllt mich mit Zuversicht für die Kirche und für die Welt."

Forsche Schritte hatte der 81-Jährige schon früher an den Tag gelegt und seine australischen Gastgeber damit beeindruckt. Schon wie er am Sonntag nach dem 23-stündigen Flug federnd die Flugzeugtreppe herunter gelaufen war, und wie er jüngere australische Bischöfe beim Spaziergang mit dem Rosenkranz fast abhängte - "der ist ja topfit", sagte ein australischer Regierungsvertreter bewundernd.

Derweil standen die Pilger schon seit Stunden in Barangaroo am Hafenufer. Das Gelände heißt im Volksmund Hungermeile, weil dort während der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren hungernde Arbeiter jeden Tag Schlange standen und um Jobs bettelten. Hungern mussten die Pilger nicht, aber es war kalt im australischen Winter.

So kalt, dass manche Pilger aus wärmeren Gefilden sich mit Wollmützen und Handschuhen gerüstet hatten. "Singen und tanzen" nannte eine Argentinierin als bestes Mittel gegen Kältegefühle. Auch dem Papst fuhr der Winterwind an Bord des Schiffes immer wieder unter den roten Umhang, der ihm mehr als einmal ins Gesicht flog. Unter seinem weißen Gewand lugten lange Ärmel eines wolligen Pullovers hervor.

Bei aller Freude an dem farbenfrohen Empfang mit Tänzen der Ureinwohner und Kinderchören hatte der Papst sich eine ernste Mahnung für die jungen Leute zurechtgelegt.

Falsch sei es, den Glauben aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, falsch, die Toleranz so weit zu treiben, dass plötzlich alles erlaubt ist. Er brandmarkte wahlloses Konsumverhalten und die Ausbeutung der Erde. "Unsere Herzen und Seelen sehnen sich nach einer Vision des Lebens, wo sich die Liebe durchsetzt", sagte der Papst.

Als er die ernste Botschaft gegen die Aufweichung von Moral und Wahrheit in der Moderne hinter sich gebracht hatte, atmete Benedikt tief durch. Dann blickte er schon fast verschmitzt in die große Runde. Denn jetzt, das wusste er, kam wieder etwas zum Anheizen der Stimmung.

Und richtig, als er die verschiedenen Pilgergruppen in ihrer Muttersprache ansprach, gab es kein Halten mehr. Tosender Beifall brandete jedes Mal auf. "Liebe Freunde, die ihr mich in meiner Muttersprache versteht, von Herzen grüße ich euch alle", rief er den Deutschen zu.

Seine Stimme wurde mit jeder Sprache lebendiger. Der Papst pausierte mehrfach und blickte zufrieden in die Runde. Die Begeisterungsfähigkeit der jungen Menschen rührte ihn.