Herzogin Kate lächelt Kritik weg

Die Autorin Hilary Mantel stichelt gegen Catherine. Diese absolvierte den ersten Auftritt nach ihrer Schwangerschaftsübelkeit.

London. Zuchtvieh, Schaufensterpuppe, Plastiklächeln: Mit diesen giftigen Attributen hat Hilary Mantel, Englands renommierteste Romanautorin, die schwangere Herzogin von Cambridge charakterisiert. Ihre kontroversen Äußerungen überschatteten Dienstag nicht nur Kates ersten offiziellen Arbeitstag seit ihrem Krankenhausaufenthalt. Selbst Premier David Cameron mischte sich erbost in den Streit ein.

„Kate, so scheint es, hat sich von einer Gelenkpuppe, der man Klamotten überzieht, hin zu einer Frau entwickelt, deren einziger Sinn und Zweck es ist, ein Kind zu gebären“, schreibt Hilary Mantel im London „Review of Books“. Darin mokiert die zweifache Booker-Preisträgerin sich auch über Catherines „perfektes Plastiklächeln“. Auf die Autorin wirke die 31-Jährige wie eine „Schaufensterpuppe ohne eigene Persönlichkeit, definiert nur durch das, was sie trägt“.

Der bissige und, — nebenbei — brillant geschriebene Essay hebt eigentlich an, um die beklagenswerte Rolle der Frauen im Königshaus zu sezieren — Mantel ist da mit ihrer Leidenschaft für Geschichte Expertin. Ein Großteil ihrer 13 Romane spielt im Tudor-England, als royale Gemahlinnen nur eine kurze Lebenserwartung hatten, wenn sie dem Land keinen Thronfolger schenkten. Heute, so analysiert sie, kommt zum Gebärzwang der Terror der Öffentlichkeit. Doch die teils treffende Argumentation kippt bei Mantel rasch ins Persönliche: „Kate scheint für ihre Rolle als Prinzessin ausgewählt worden zu sein, weil sie über jeden Vorwurf erhaben war: so dünn, dass ihr Anblick schmerzt, ohne eine Macke, ohne Eigenheiten, ohne das Risiko, dass sie jemals Charakter ausbilden würde.“ Wie auch ihre historischen Vorgängerinnen diene die Herzogin dem Palast als „Zuchtvieh“.

Mitgefühl für eine junge Frau, die in anderen Umständen eine schwierige Aufgabe meistert, klingt anders. Doch Kate, abwechselnd gejagt von Paparazzi und kritisiert von prominenten Frauen, schritt Dienstag mit tapferem Lächeln durch den Sturm. Nach fünf Wochen Pause wegen extremer Schwangerschaftsübelkeit absolvierte sie erstmals wieder einen offiziellen Termin. In Clapham, wo sie den Ehrenvorsitz für ein Suchtbehandlungszentrum übernommen hat, sprach sie Patienten Mut zu. Es war ein langersehnter Auftritt, da das Königreich erstmals ihren Babybauch zu sehen bekam — eine Gier, die Mantel scharf verurteilt.

Böse Worte gegen Kate hat es schon von Designerin Vivienne Westwood bei der London Fashion Week gehagelt: „Es wäre großartig und besser für die Umwelt, wenn sie die gleichen Kleider einfach mal öfter anziehen würde.“ Zuletzt hatte Westwood den Stil der 31-Jährigen als „bieder“ verspottet.

Mantels jüngste Tirade jedoch ist so explosiv, dass sich der Premierminister Dienstag von seiner Dienstreise in Indien einschaltete. Gegenüber der BBC bezeichnete der Regierungschef den Essay als „verletzend“: „Ich habe Kate bei offiziellen Anlässen als klug und spannend kennengelernt, als eine fantastische Botschafterin Großbritanniens. Darauf sollten wir stolz sein und auf fehlgeleitete Bemerkungen verzichten.“ Wenige Stunden nach der Online-Veröffentlichung des Aufsatzes hatten Tausende Briten ihrer Empörung in Internetforen Luft verschafft.