Razzia: Mit Panzerfahrzeug ins Schausteller-Lager
Polizisten finden tonnenweise Diebesgut. Gelände in Düsseldorf galt nach Übergriffen auf Beamte lange als rechtsfreier Raum.
Düsseldorf. Leuchtraketen erhellten den nächtlichen Himmel, im Schutz eines Panzerfahrzeugs rückten Spezialeinsatzkommando und Polizisten vor. Bei einer der größten Razzien in Düsseldorf überhaupt haben am Diensatgmorgen rund 330 Beamte ein Winterlager von Schaustellern gestürmt — unter höchster Sicherheitsstufe. Denn: Einige der Bewohner gelten als sehr aggressiv und gefährlich.
Fünf Männer wurden bei der Aktion festgenommen, zwei weitere Verdächtige in Ratingen und Heinsberg. Die Vorwürfe: schwerer Bandendiebstahl, gewerbsmäßige Hehlerei. Hinzu kommen Betrug, Drogendelikte, Raub. „Wir führen über 100 Verfahren“, erklärt Polizeisprecher Markus Niesczery.
Drei Monate lang klärte eine Ermittlungskommission auf. „Wir haben festgestellt, dass von dem Gelände aus Straftaten vorbereitet und begangen wurden“, so Niesczery. „Erschreckend“ nennt der Polizeisprecher die Ergebnisse der Razzia im Stadtteil Rath, direkt an der A 44: Ganze Sattelauflieger, Quads und Motorräder fanden die Spezialkräfte. In einem Lkw stand ein BMW, dessen Fahrgestellnummer schon weggefräst worden war. In zwei Containern lagerten rund 40 Tonnen Metall, die einer Firma gestohlen worden waren.
„Sie haben wohl über Jahre hinweg in großem Stil Diebstähle begangen“, sagt Niesczery. Der Schaden liegt mindestens bei mehreren hunderttausend Euro. Taten gab es nicht nur in Düsseldorf, sondern wohl auch im kompletten Umland.
Besonders heikel: Vertreter der Polizei und des Ordnungsamtes waren in der Vergangenheit sofort attackiert worden, wenn sie sich dem Gelände näherten. „Wir mussten mit heftigem Widerstand rechnen, der aufgrund dieses überfallartigen Vorgehens aber zum Glück ausblieb“, sagt Niesczery.
In seinen Augen ist der Großeinsatz auch ein klares Zeichen an die Szene Organisierter Kriminalität: „No-Go-Areas dulden wir in der Stadt nicht.“
Genau das war das Areal an der Autobahn offenbar jahrelang. Obwohl es kein Bauland ist, haben die Schausteller inzwischen feste Steinhäuser gebaut — ohne Genehmigung, unkontrolliert. 70 bis 100 Menschen leben dort laut Polizei. Anlieger sprechen von viel mehr. Jugend- und Ordnungsamt wie Polizei mieden das Gelände. Festgenommen wurden fünf Männer ab 16 Jahren auf dem Gelände, ein Schrotthändler, der die Beute gekauft haben soll, in Heinsberg und ein angeblicher Helfer (51) in Ratingen.