Herzogin von Alba - „Rebellische Aristokratin“ ist tot

Sevilla (dpa) - Die Herzogin von Alba setzte bis kurz vor dem Tod ihren Willen durch. Die Chefin des bedeutendsten spanischen Adelshauses bestand darauf, trotz Herz- und Atembeschwerden aus dem Krankenhaus in ihren Palast von Dueñas in Sevilla zurückgebracht zu werden.

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Dort starb die Adlige Cayetana Fitz James Stuart am Donnerstag im Alter von 88 Jahren im Kreise ihrer Angehörigen.

Vor der Herzogin, so besagte die Legende, hätte sogar Queen Elizabeth einen Knicks machen müssen. Die Spanierin besaß mehr Adelstitel als die britische Monarchin. Die vielfache Herzogin, Gräfin und Markgräfin verfügte über immense Reichtümer. Dazu gehörten Burgen und Paläste, Ländereien, Börsenwerte und eine Kunstsammlung mit Werken von Meistern wie Tizian, Goya oder Velázquez.

Die Herzogin war eine der reichsten Frauen Spaniens. Sie könne, so sagte man einst mit einer gewissen Übertreibung, quer durch Spanien reisen, ohne ihre Besitztümer verlassen zu müssen. Der Wert ihres Vermögens wurde auf fast drei Milliarden Euro geschätzt. Vor drei Jahren verfügte sie, dass nach dem Tod ihr Erbe auf ihre Kinder aus erster Ehe - fünf Söhne und eine Tochter - aufgeteilt wird.

Die Herzogin hatte es sich damals in den Kopf gesetzt, im hohen Alter von 85 Jahren den 25 Jahre jüngeren Beamten Alfonso Díez zu heiraten, der bis dahin für die Sozialversicherung gearbeitet hatte. Die Kinder waren gegen die Eheschließung. Sie argwöhnten, dass der Bräutigam ihnen das Erbe streitig machen wollte.

Spanien trauert um die Herzogin von Alba
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Mit der Aufteilung des Vermögens konnte die Herzogin die Bedenken zerstreuen. Auch Spaniens damaliger König Juan Carlos hatte der Herzogin zunächst von einer Eheschließung abgeraten. „Für so etwas haben wir nicht mehr das richtige Alter“, soll der Monarch der Adligen gesagt haben. Später soll er nach Medienberichten aber seine Bedenken zurückgestellt haben.

Das ungleiche Paar hatte sich seit langer Zeit gekannt. Ein Bruder von Díez war mit Cayetanas zweitem Ehemann Jesús Aguirre befreundet gewesen. Die Liebesbeziehung zwischen der Herzogin und dem Beamten soll begonnen haben, als beide sich zufällig nach langer Zeit bei einem Kinobesuch wiedergesehen haben. „Das Geld bedeutet mir nicht so viel, die Leidenschaft zu leben ist mir wichtiger“, sagte die Herzogin einmal. „Ich will Alfonso heiraten, damit meine Kinder ihn nach meinem Tod nicht vom Totenbett vertreiben können.“

Die Herzogin hatte als Kind mit der späteren britischen Königin Elizabeth II. gespielt. Sie war in jungen Jahren eine attraktive und umworbene Frau gewesen. Pablo Picasso bat sie darum, sie nackt malen zu dürfen. „Ich hätte das toll gefunden, aber mein damaliger Mann wollte davon nichts wissen“, berichtete sie in einem Interview. Ihre erste Heirat 1947 mit dem Adligen Luis Martínez de Irujo in der Kathedrale von Sevilla galt damals als eine der teuersten Hochzeitsfeiern der Welt.

Die zweite Hochzeit 1978 mit Aguirre brachte der Herzogin den Ruf einer „rebellischen Aristokratin“ ein. Der damalige Bräutigam war ein ehemaliger Geistlicher, der politisch mit der Linken sympathisierte. Er starb vor zehn Jahren. Die Aristokratin ließ sich auch in hohem Alter auf der Ferieninsel Ibiza im Sommer gerne im Bikini oder im Hippie-Look ablichten.

Von steifen protokollarischen Formalitäten hielt sie nichts. Die Legende allerdings, wonach die Queen ihr sogar beim Betreten eines Aufzugs den Vortritt lassen müsste, hatte sie schon vor Jahren zurückgewiesen. „Das stimmt so nicht“, sagte die Herzogin einmal.