Hindernislauf in den Hörsaal
Die Online-Bewerbungen bei den Universitäten haben es in sich: verwirrend und kaum durchschaubar.
Düsseldorf. Max ist 19 Jahre alt, hat gerade in Düsseldorf sein Abitur gemacht und steckt mitten in der Bewerbungsphase fürs Studium. Für seine beiden Wunschfächer Medizin und Pharmazie muss er sich über die ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen) in Dortmund bewerben. Er hat Glück, ihm bleibt der Aufwand erspart, zig Online-Bewerbungen auszufüllen und Unterlagen an jede Uni einzeln zu verschicken.
Wer heute nicht Tier-, Zahn- oder Humanmedizin, Pharmazie oder Psychologie studieren will, muss sich durch einen Dschungel aus verwirrenden Ausdrücken, verschachtelten Universitätswebseiten und kaum zu durchschauenden Auswahl- und Bewerbungsverfahren kämpfen.
Wo kann ich mit meinem Schnitt was studieren? Welche Voraussetzungen brauche ich? Wann muss ich mich mit welchen Unterlagen wo bewerben? Erst nach langem Suchen finden sich im Internet Listen mit Unis, die den gewünschten Studiengang anbieten. Datenbanken mit dem Numerus Clausus der vorigen Semester geben nur wenig Aufschluss über die konkreten Chancen auf einen Studienplatz. Und um herauszufinden, ob das bevorzugte Fach auch zum Sommersemester angeboten wird, muss man sich langwierig durch die Universitätsseiten klicken.
Leon (19) aus Düsseldorf spricht ein Problem an, das auch an den Hochschulen selber beklagt wird: "Keine einzige Webseite war irgendwie übersichtlich gestaltet. Den Link zur Online-Bewerbung fand ich nie schneller als in zehn Minuten." Der Vorsitzende des Düsseldorfer Studierendenausschusses (Asta), Andreas Jentsch, sieht an dieser Stelle ebenfalls Handlungsbedarf: "Die Gestaltung der Internetseite ist ein bekanntes Problem. Sie ist sehr unübersichtlich und gibt Studienbewerbern sowie Studierenden wenig Aufschluss etwa über Ansprechpartner oder Öffnungszeiten. Oft müssen wir hier Hilfestellung geben."
Sarah (19) war zunächst erfreut, dass die bei ihrer Online-Bewerbung für Psychologie an der FU Berlin im Hinblick auf eine Wartezeitverkürzung nach ihren Leistungskursen und praktischen Erfahrungen im Fachbereich gefragt wurde. "Das war bis jetzt bei keiner Uni der Fall gewesen." Dann wurde sie jedoch darauf hingewiesen, dass besagte Praxis erst ab einer Vollzeittätigkeit über mindestens zwei Jahre gewertet werde. "Da habe ich mich schon gefragt, wie das funktionieren soll", sagt Sarah.
Trotzdem gibt es Lichtblicke: So will zum Beispiel die Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf zum kommenden Wintersemester eine neue Homepage ins Netz stellen, die sowohl Studierenden als auch Bewerbern den Umgang mit den komplizierten Verfahren erleichtern soll. Und die längst totgeglaubte ZVS in Dortmund greift jetzt den Universitäten bei der Bewältigung der Mengen an Bewerbern mit der Einführung des Service-Verfahrens unter die Arme. Das ermöglicht in Zusammenarbeit mit einzelnen Hochschulen eine einheitliche Bewerbung bei einer größeren Bandbreite von Studiengängen.