ICE-Verkehr normalisiert sich

Die Bahn zieht 61 Züge aus dem Verkehr, der Fernverkehr stockt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Köln. Vier Tage nach dem ICE-Unfall in Köln normalisiertsich der Verkehr bei der Deutschen Bahn langsam wieder. Nach Angaben desKonzerns müssen im Laufe des Sonntags nur noch 22 ICE-Verbindungen komplettgestrichen werden. Am Samstag waren es noch doppelt so viele.

Betroffen sind vor allem die Bahnhöfe rund um Köln und Frankfurt/Main sowiemehrere Züge aus München. Wegen des Unfalls am Kölner Hauptbahnhofhatte die Bahn 61 Züge der betroffenen Baureihe ICE 3 vorübergehend aus demVerkehr gezogen.

Unterdessen wird untersucht, warum der Zug entgleist war.
Laut dem Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld habe ein Bahnmitarbeiter die Notbremse gezogen, weil unterhalb eines Waggons Teile an den Schienenentlanggeschliffen seien.

Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete unter Berufung aufdie Ermittler, bereits im Kölner Hauptbahnhof seien Metallteile der kaputtenAchse herausgestanden.

Köln. Der vollbesetzte ICE, der am Mittwoch auf der Kölner Rheinbrücke entgleiste, ist nur knapp einer Katastrophe entgangen. Fahrgäste hatten dem Zugpersonal schon rund eine Stunde vor dem Unfall "merkwürdige Geräusche" gemeldet.

Anschließend fuhr der ICE 518 mit mehr als 300km/h auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Frankfurt-Flughafen ins Rheinland. Erst nach der langsamen Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof zogen Zugbegleiter die Notbremse, woraufhin ein Waggon aus dem Gleis sprang. Von den rund 250 Insassen wurde niemand verletzt.

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt jetzt wegen des Anfangsverdachts der Gefährdung des Bahnverkehrs gegen Zugmitarbeiter. Laut Oberstaatsanwalt Günther Feld berichteten mehrere Fahrgäste der Bundespolizei nach dem Unfall, dass die Zugbegleiter nicht auf die frühzeitigen Warnungen reagiert hätten.

Diese hätten den Reisenden lediglich gesagt: "Das kennen wir schon, da brauchen Sie sich keine Sorgen machen, das hat nichts zu bedeuten." Die Bahn dagegen erklärte, das Personal sei sehr wohl den Hinweisen nachgegangen und haben "gemäß den Vorschriften die notwendigen Maßnahmen ergriffen".

Ein Gutachter soll das defekte Teil untersuchen. "Wir müssen jetzt feststellen, ob die Geräusche mit dem Achsenbruch zu tun hatten", so Oberstaatsanwalt Feld. Das Eisenbahnbundesamt rief darüber hinaus in der Nacht zu gestern 61 von 67 Zügen der ICE-3-Serie zur technischen Inspektion in Werkstätten in München, Frankfurt und Dortmund zurück.

Die sechs übrigen Züge waren erst vor kurzem kontrolliert worden. Bahn-Vorstand Karl-Friedrich Rausch erklärte, mit den Zusatzuntersuchungen "gehen wir auf Nummer sicher". Die Sicherheit der Fahrgäste habe "oberste Priorität".

Der Fernverkehr auf den Schienen war gestern stark beeinträchtigt. Insgesamt fielen mehr als 80 ICE-Verbindungen aus, etliche weitere fuhren mit Verspätungen. Betroffen war vor allem der Verkehr aus dem Ruhrgebiet über Köln und Frankfurt Richtung Süden. Bahnsprecher Peter Grundmann sagte: "Nach den Überprüfungen sollten die Züge im Laufe des Wochenendes wieder in den Betrieb zurückgehen."

Das Beinahe-Unglück passierte fast genau zehn Jahre nach dem schwersten Bahnunglück in der Geschichte Deutschlands: Am 3.Juni 1998 entgleiste ein ICE im niedersächsischen Eschede. 101 Menschen kamen damals zu Tode, 88 wurden schwer verletzt. Als Ursache wurde später ein gebrochener Radreifen festgestellt. Ein Fahrgast hatte kurz vor der Katastrophe ungewöhnliche Geräusche gemeldet.