„Ich bevorzuge den Unruhestand“

Didi Hallervorden, der Meister des Klamauks, wird 75. Er hat sich vom Komiker zum Theater-Intendanten gemausert.

Berlin. Es gab eine Zeit, in der das Fernsehen ohne Dieter Hallervorden nicht denkbar war. Sein schiefes Gesicht und seine Stimme, die immer kurz davor war überzuspringen, kannte nahezu jeder in den 70er und 80er Jahren. Inzwischen gilt Didi Hallervorden als Klassiker. Am Samstagabend feiert der Berliner Schauspieler in seinen 75. Geburtstag am Sonntag hinein. Ehrengast ist Bundespräsident Christian Wulff.

1935 als Sohn eines Flugzeugbauers geboren, studierte Hallervorden zunächst an der Humboldt-Universität Romanistik und Publizistik. 1958 verließ er die DDR und nahm im Westteil der Stadt privaten Schauspielunterricht, nachdem seine Bewerbung an der Max-Reinhardt-Schule wegen "mangelnden Talents" abgewiesen worden war. Zwei Jahre später gründete er das Kabarett "Die Wühlmäuse", und machte sich einen Namen mit politischer Satire.

Den Durchbruch schaffte Hallervorden, als er die Kunstfigur "Didi" erschuf, eine Berliner Urtype voller Schnoddrigkeit. In Sketchen unter anderem in der Sendung "Nonstop Nonsens" verkörperte er "Didi", verzog sein Gesicht bis zur Hässlichkeit und trieb den Zuschauern mit Sprüchen wie "Palim, palim. Eine Flasche Pommes, bitte" die Lachtränen in die Augen. Hallervorden entwickelte sich zum Meister des Klamauks und holte Zehntausende ins Kino mit Filmen "Alles im Eimer" und "Der Doppelgänger".

Anfang der 90er Jahre versuchte er sein Blödel-Image abzulegen, indem er sich in der "Spottschau" bei Sat.1 und später in "Hallervordens Spott-Light" bei der ARD aufs politische Kabarett zurückbesann und Sprüche klopfte wie "Manche Politiker muss man behandeln wie rohe Eier. Und wie behandelt man rohe Eier? Man haut sie in die Pfanne". Dazwischen moderierte Hallervorden ab 1996 sieben Sendungen von "Verstehen Sie Spaß", trennte sich jedoch von der ARD, weil er sich in seinen Möglichkeiten zu eingeschränkt fühlte.

Getreu seinem Motto: "Ein Gramm Handeln wiegt mehr als eine Tonne Gequatsche", rief Hallervorden im Juni 2001 das Berliner Kleinkunstfestival ins Leben und im Oktober desselben Jahres startete er nach 33 Jahren wieder ein Solo-Programm.

Doch der Künstler mit den vielen Gesichtern setzte sich nicht zur Ruhe. Im Dezember 2009 übernahm er das Berliner Schlosspark Theater, das zwei Jahre lang leer stand, und führt es seitdem als Intendant. Die Liste der Schauspieler, die Hallervorden in das Haus holte, liest sich wie ein "Wer ist wer" der deutschen Unterhaltung: Von Suzanne von Borsody über Hannelore Hoger und Uwe Ochsenknecht bis zu Michael Schanze.

Er ist auch weiterhin voller Tatendrang. "Ich bevorzuge den Unruhestand."