„Ich bedauere nichts“ Dieter Hallervorden feiert Theater-Jubiläum

Berlin (dpa) - Nein, Ruhestand ist nichts für ihn. Dieter Hallervorden ist 82 Jahre alt. Er leitet zwei Theater in Berlin, dreht Kino- und TV-Filme - und natürlich steht er auch regelmäßig selbst auf der Bühne.

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Jetzt laufen gerade die letzten Vorbereitungen für die Jubiläums-Spielzeit am Schlosspark Theater. „Bei mir brennt das Feuer!“, sagt Hallervorden („Honig im Kopf“, „Sein letztes Rennen“) im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

„Solange mich die Leute noch sehen wollen, die Beine mich noch selbst auf die Bühne tragen und der Kopf beim Text-Lernen noch mitmacht, würde ich schon gerne weitermachen“, meint der Schauspieler und Kabarettist. „Außerdem bin ich von Natur aus ein Kämpfer und habe einen langen Atem.“

Vor zehn Jahren übernahm Hallervorden das Schlosspark Theater in Berlin-Steglitz, um es unter seiner Direktion als Sprechtheater zu bespielen. Im September startet er in die zehnte Spielzeit - mit seiner bewährten Mischung aus hochkarätigem Boulevard und zeitgemäßen Klassiker-Interpretationen.

Georg Preuße - als Travestiestar unter dem Namen Mary bekannt geworden - spielt Papst Pius XII. in Rolf Hochhuths Drama „Der Stellvertreter“ (Premiere 8.9.). In der Bühnenversion der französischen Filmkomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ (Premiere 1.12.) treten Brigitte Grothum („Drei Damen vom Grill“) und Peter Bause („Unser Lehrer Doktor Specht“) als überfordertes Elternpaar auf.

Hallervorden 19-jähriger Sohn Johannes ist als „Der letzte Raucher“ (Premiere 22.9.) in einem Solostück und an der Seite von Anita Kupsch in der Komödie „Was zählt, ist die Familie!“ (Premiere 20.10.) zu sehen. In der zweiten Saison-Hälfte wird Hallervorden auch selbst in einem neuen Stück spielen.

Mit der Berufswahl seines Jüngsten war Hallervorden nicht unbedingt glücklich. „Ich habe ihm des Öfteren gesagt, dass es noch sehr, sehr schöne andere Berufe gibt“, erzählt der Vater von vier Kindern schmunzelnd. „Und dass er auch daran denken soll, wie viele Schauspieler zuhause sitzen, ihr Handy anstarren und auf das Angebot warten, zwei, drei Takes für einen Film synchronisieren zu dürfen.“

Aber Johannes habe sich die Schauspielerei in den Kopf gesetzt. „Er muss seinen Weg gehen. Er kann natürlich nicht einfach in meine Fußstapfen treten. Wenn man in die Fußstapfen von jemand anderem tritt, hinterlässt man ja keine eigenen Spuren“, so Hallervorden.

Für ihn selbst hatte der Ruhm auch Schattenseiten. „Früher war es schon so, dass die Leute die Privatperson Dieter mit der Slapstick-Figur "Didi" verwechselt haben. Aber wer mich nur auf "Palim, Palim!" reduziert, der tut mir, glaube ich, unrecht.“

Immer wieder sei es zu Missverständnissen gekommen - „wenn die Fans mir auf die Toilette nachgerannt sind oder den "gespielten Witz" einforderten. Das waren Zeiten, die nicht so einfach waren.“ Dass er auch ernsthafte Rollen spielen kann, das habe er schon auf der Schauspielschule gewusst. „Aber wer lässt einen...?“. Die Chance, sich als Charakterdarsteller jenseits von „Nonstop Nonsens“ zu beweisen, bekam Hallervorden erst spät.

Bereits seit 1960 ist er Chef des Berliner Kabarett-Theaters Die Wühlmäuse. In das Schlosspark Theater, in dem seit den Anfängen Stars wie Klaus Kinski, Marianne Hoppe und Peter Ustinov spielten, investiert er seit rund einem Jahrzehnt viel Herzblut und privates Geld. „Man sollte ein Theater nicht leiten, wenn man von Gewinnsucht und Geiz getrieben ist“, sagt Hallervorden. In die Renovierung habe er zu Beginn 1,7 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen reingesteckt.

„Und seither pumpe ich im Schnitt weitere 100 000 Euro pro Jahr in den Betrieb des Schlosspark Theaters.“ Das sei unbefriedigend, „weil man sollte ja eigentlich für seine Arbeit bezahlt werden. Ich wäre schon zufrieden, wenn ich mit Plus/Minus Null rauskäme.“

Aber: „Glücklicherweise macht es mir keinen Spaß, meinen Kontoauszug anzugucken und mich daran zu erfreuen, was sich da alles angesammelt hat. Ich finde, das Geld ist auch dazu da, unter die Leute gebracht zu werden“, so Hallervorden. „Ich habe ja viel Glück gehabt mit meinen Zuschauern. Noch aus der "Didi"-Zeit heraus haben sie mir das Portemonnaie schön gefüllt.“ Das Schlosspark Theater sei die Gelegenheit, dem Publikum etwas zurückzugeben. „Ich bedauere nichts.“

Dennoch würde er sich mehr Unterstützung aus der Politik wünschen. „Wir bekommen seit Jahren den stagnierenden und bei weitem nicht ausreichenden öffentlichen Zuschuss von jährlich rund 300 000 Euro. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir bräuchten rund 900 000 Euro jährlich“, erklärt Hallervorden. „Aber die Politiker bezeichnen uns trotz Inszenierungen von Hauptmann und Molière gerne als Boulevardtheater - und Boulevard, das ist dann eher so eine Nachspeise.“