„Ich habe jedes Mal geheult“
Maria Furtwängler über bewegende Momente im TV-Zweiteiler „Schicksalsjahre“, eine pikante Liebesszene und den neuen Partner von Tatort-Kommissarin Lindholm.
Berlin. Die Schauspielerin Maria Furtwängler ist am Sonntag und am Montag ab 20.15 Uhr (ZDF) im TV-Film „Schicksalsjahre zu sehen. Die 44-Jährige spielt eine Frau, die sich und ihre Familie im Dritten Reich und im geteilten Deutschland allein durchbringen muss.
Frau Furtwängler, was hat Sie daran gereizt, in diese Rolle zu schlüpfen?
Furtwängler: In den meisten Eventproduktionen steht ja ein historisches Ereignis im Mittelpunkt, und die Liebesgeschichte wird drum herum erzählt. Das ist in „Schicksalsjahre“ anders. Mich hat gereizt, dass das Schicksal einer ganz normalen Frau im Vordergrund steht.
Wie schwierig war es für Sie, eine reale Figur zu spielen?
Furtwängler: Es war ja das erste Mal, dass ich so etwas gemacht habe, und ich war unheimlich nervös, als Uwe-Karsten Heye den Film gesehen hat. Als er dann sagte, es habe Momente gegeben, wo er sich kneifen musste, weil er dachte: Das ist sie, das ist meine Mutter — das war das größte Kompliment für mich.
Wenn Sie sich so stark mit Ursula Heyes Schicksal befasst haben, waren die Dreharbeiten sicherlich aufwühlend.
Furtwängler: Ich hatte einen Brief, in dem sie bis zu ihrem Lebensende damit hadert, dass sie sich von ihrem fahnenflüchtigen Mann hat scheiden lassen. Wenn ich das gelesen habe, habe ich jedes Mal geheult.
Hat Sie der Stoff auch dazu ange- regt, sich mit der Geschichte Ihrer eigenen Familie zu befassen?
Furtwängler: Ganz stark sogar. Ich musste sehr an meine Großmutter denken, die ich immer als herbe, kalte Frau erlebt habe. Als Kind ist man ja gnadenlos und sagt: Die mag ich nicht. Erst spät habe ich erfahren, dass sie ihre beiden ältesten Söhne im Krieg verloren hat und habe mich im Nachhinein gefragt, wie es sein kann, dass ich das als Enkelin nicht weiß, dass sie darüber nie gesprochen hat.
Sie mussten für den Film eine Liebesszene mit einer Frau spielen. Das war bestimmt etwas seltsam. . .
Furtwängler: Das war schon noch einmal eine andere Hemmschwelle als sonst. Zum Glück war die Kollegin, mit der ich die Szene spielte, aber sehr entspannt, viel weniger gehemmt als ich. Und natürlich hat es sich weicher angefühlt als in einer Liebesszene mit einem Mann.
Haben Sie sich trotz der pikanten Stelle getraut, den Film mit Ihrer Familie anzusehen?
Furtwängler: Ja, mit meinen Kindern und meinem Mann. Die waren zum Glück sehr angetan, mein Mann hat sich wacker die zwei Folgen hintereinander angeschaut, was angesichts der langen Spielzeit schon erstaunlich ist. Tatsächlich taten sich die Kinder ein bisschen schwer damit, dass die Mutter jetzt noch eine Frau küsst. Sie hatten sich gerade daran gewöhnt, dass ich im Film fremde Männer küsse.
Als „Tatort“-Kommissarin bekommen Sie einen neuen Partner, weil Ingo Naujoks seine Rolle aufgegeben hat. Jetzt spielt Benjamin Sadler den neuen Mann an Charlottes Seite. Läuft zwischen denen was?
Furtwängler: Das sind zwei einsame Wölfe, die sich schwer damit tun, sich zu öffnen, obwohl sie sich danach sehnen. Das wird eine intensive und schwierige Liebe. Und ich kann sagen: Er wird für Charlotte mehr sein als nur der Babysitter.