Mordfall Dennis: 200 Hinweise eingegangen
Verden (dpa) - Nach der Spur zum Auto von Dennis' möglichem Mörder sind bei der Sonderkommission im niedersächsischen Verden rund 200 neue Hinweise eingegangen. Eine heiße Spur sei noch nicht dabei, einige Anrufe würden aber als interessant eingestuft, teilte die Polizei am Freitagabend mit.
Die Ermittler setzen zudem 20 000 Euro Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung des mutmaßlichen Serienmörders führen.
Am Donnerstag hatten die Ermittler fast zehn Jahre nach der grausamen Tat an dem blonden Jungen erstmals seit langer Zeit wieder konkrete Fortschritte vermeldet und eine Zeugenaussage über das Fahrzeug präsentiert. Der Mörder von Dennis soll vier weitere Jungen getötet haben. Die Fahnder suchen auch mit einer Phantomskizze. Das Hinweistelefon der Soko Dennis stehe nicht mehr still, hieß es.
Der Neunjährige aus Osterholz-Scharmbeck war am 5. September 2001 nachts aus einem Schullandheim im Kreis Cuxhaven verschwunden. Zwei Wochen später fanden Pilzsammler etwa 45 Kilometer von dem Heim entfernt seine Leiche im Gebüsch. Er war erstickt worden.
Nach den neuen Hinweisen zu Dennis macht sich nun auch die Polizei Flensburg wieder Hoffnung, einen ähnlichen Fall lösen zu können. Beide Taten würden demselben Täter zugeschrieben, teilte sie am Freitag mit. 1995 war ein Achtjähriger, der ebenfalls Dennis hieß, aus einem Zeltlager am Selker Noor (Schleswig-Holstein) verschwunden. Seine Leiche wurde später in Dänemark gefunden.
Der Täter kommt außerdem für fast 40 Sexualdelikte an Jungen im vorpubertären Alter infrage, sagte der Leiter der Flensburger Mordkommission Ulf Petersen. Zu den Akten lege man solche Fälle nie, zumal sich gerade in den vergangenen Jahren die Kriminaltechnik sehr weiterentwickelt habe. Dies bringe neue Überführungsmöglichkeiten.
Außerdem tauschten sich die zuständigen Fachdienststellen in solchen überregionalen Fällen intensiv aus, sagte Petersen. Seit Jahren ist die Mordkommission in die Arbeit der Soko Dennis in Verden eingebunden. Für eine neue Fernsehdokumentation reisten die Flensburger Ermittler noch einmal zum Selker Noor. Die Polizei hofft auf weitere Hinweise von Zeugen.
Nach Angaben eines Profilers ist der Täter wahrscheinlich ein unauffälliger, sozial integrierter Mann, bei dem Nachbarn und Freunde kaum Verdacht auf einen Zusammenhang mit den Morden schöpfen. Die Soko in Verden arbeitet seit dem Verschwinden von Dennis 2001 an dem Fall. Bislang wurden rund 7800 Spuren bearbeitet.