„Ich war ein wildes Bürschchen“
Martin Feifel ist eigentlich ein Schauspieler für die finsteren Rollen. Jetzt kommt er als Kommissar ins ZDF.
Hamburg. Eigentlich ist Martin Feifel ein ausgesprochen netter Kerl - freundlich, höflich, hilfsbereit. Und gut sieht er auch aus. Da fragt man sich, warum stapft der Schauspieler nicht längst als Landarzt oder Förster über den Bildschirm? Warum gehört er nicht zu den Lieblingsschwiegersöhnen der Nation?
Stattdessen erschreckt er lieber wie neulich im ZDF-Film "Liebe und andere Gefahren" die arme Franziska Luginsland alias Katja Flint fast zu Tode. Am 4. und am 20. April ist er in den ersten zwei Folgen des ZDF-Krimis um den Kommissar "Tabor Süden" zu sehen. Er spielt neben Ulrich Noethen den Zweit-Kommissar Martin Heuer, der ein Alkoholproblem hat und manchen dunklen Flecken in seiner Biografie.
Denn neben aller Freundlichkeit ist bei Feifel immer noch etwas anderes im Spiel. Da gibt es etwas dunkel Glimmendes, leise Besessenes. Der gebürtige Münchner ist kein Duz-Kumpan, kein Stammtisch-Kumpel. Ein Hauch Gefährlichkeit liegt um ihn, was er gar nicht bewusst ausstrahlt, was aber dennoch nicht zu übersehen ist. Er ist keiner, mit dem man mal rasch ein Bier trinken möchte.
Bei dieser Aussage blickt er etwas betroffen, nickt aber schließlich: "Ja, das alles ist wohl in mir drin." Und bestellt dem Interviewer und sich noch ein Bier.
Er ist Professorensohn, Großbürgerspross, stammt also nicht aus einem Problemmilieu. Für Probleme sorgte er lieber selbst. Wenn er etwa ("Ja, ich war ein ziemlich wildes Bürschchen") zum schreienden Entsetzen der Lehrerin mal eben zwei Stockwerke tief aus dem Fenster des Klassenzimmers sprang.
Heute tut ihm das ein bisschen leid. Aber das Risiko gehört nun mal zu ihm, zeitweilig schien er Katastrophen einfach anzuziehen.
Als er zum Beispiel in den 90ern am Hamburger Thalia Theater der Hämon in der "Antigone" sein sollte. Er brach sich ein Bein, spielte aber trotzdem. Das aber so, dass sich im Parkett die Zuschauer in die Seite stießen: Reichlich überzogen, dieser Regie-Einfall, den Hämon im Rollstuhl auftreten zu lassen. Aber schon toll, wie der Junge das macht!
Die Theaterzeit liegt hinter dem Mann, der in Bochum, Hamburg und Zürich auf der Bühne gestanden hat: "Leider." Er blickt sehnsüchtig, weiß aber einfach nicht, wie er Film- und Bühnentermine zusammenbringen soll. Also spielt er erst mal Fernsehen und konstatiert mit gewissem Stolz: "Ich bin in keine Schublade geraten. Und jeden Mist habe ich auch nicht gemacht."
Im Nachhinein ärgert es ihn ein bisschen, dass er den Koch im "Seewolf"-Film mit Thomas Kretschmann nicht spielen konnte wegen einer gerade überstandenen Rückenoperation - wieder eine dieser Katastrophen.
Aber dafür gab es ein Trostpflaster: den Liebhaber von Heike Makatsch in ihrem Film über Hope Bridges, die erste Frauenärztin in Deutschland. Über vierzig Jahre zieht sich ihre Film-Geschichte, "am Ende sah ich aus wie der Omar Sharif von heute".
So ganz jung ist er mit seinen 44 Jahren nun auch nicht mehr. Sein Leben ist wohl ruhiger geworden, sein noch immer vital sprudelndes Temperament nicht mehr ganz so ungestüm. Dafür hat wohl auch die nun schon zehn Jahre dauernde Verbindung mit der Schauspiel-Agentin Judith Sutter gesorgt, die allerdings nicht seine eigene Agentin ist: "So was sollte man schön sauber auseinander halten."