Im Frauenmuseum können sich auch Männer verschleiern

Bonn (dpa) - Marianne Pitzen, die Gründerin des weltweit ältesten Frauenmuseums, hat eine eigenwillige Frisur, die rechts und links absteht wie zwei große Micky-Maus-Ohren. Eine neue Ausstellung in ihrem Museum gibt jetzt allerdings Anlass zu der Vermutung, dass Frau Pitzen mit der Frisur die Haartracht keltischer Göttinnen antizipiert haben könnte.

Mehrere Darstellungen dieser „Matronen“ stehen am Anfang der Ausstellung „Frauen in den Weltreligionen“, und sie sehen der Museumsgründerin verblüffend ähnlich. Frau Pitzen wundert sich selbst darüber. Die Matronen haben es ihr angetan. Darum hat sie für die Ausstellung selbst eine Figurengruppe mit den Göttinnen gestaltet. Die überdimensionalen Hauben könnten Wissensspeicher gewesen sein, hat sie sich überlegt.

Die Ausstellung verteilt sich über drei labyrinthisch verschachtelte Stockwerke. 90 Künstlerinnen stellen zum Thema aus. Dazu kommen mehrere in sich abgeschlossene Schautafel-Ausstellungen, unter anderem zum „Weltethos“-Projekt des Theologen Hans Küng. Man könnte das als ein wenig überfrachtet bezeichnen. Damit läge man aber falsch, sagt Frau Pitzen. „Es ist ein bisschen größer geworden, aber das Thema ist ja auch üppig.“ Außerdem reisten viele Besucherinnen von weither an und blieben dann gleich mehrere Tage. „Die haben Zeit.“ Darauf kann man sich ja vielleicht einigen: Man braucht mehrere Tage für die Ausstellung.

Die ausgestellten Werke könnten unterschiedlicher nicht sein. Wenn man es positiv formulieren will - und das will man unbedingt, wenn man erst einmal mit Frau Pitzen durch die Ausstellung gewandert ist - könnte man sagen, dass für jeden Geschmack was dabei ist. Maria Magdalena als Teppichklopferin. Die Verkündigung der Menschwerdung Gottes an Maria über Kopfhörer. Ein Blutbad der mächtigen, aber bösen Göttin Kali aus Indien. Man kann auch selbst etwas machen, zum Beispiel: sich verschleiern. „Sobald Sie den Schleier anhaben, sind Sie ein anderer Mensch“, sagt die Künstlerin Firouzeh Görgen-Ossouli. Das klappt sogar bei Männern.

Ganz oben - Untrainierte werden schon etwas müde - wartet noch eine besondere Überraschung: Frau Pitzen hat selbst Eingang in ein Kunstwerk gefunden, als - etwas verjüngte - Vorkämpfern für die Rechte der Frau. Frau Pitzen muss lachen. „Anfangs habe ich mich etwas geniert.“ Aber die Künstlerin sagt, dass das jetzt einfach mal sein musste.