Imker ernten weniger Honig
Wegen der Kälte im Frühjahr haben die Bienen die erste Blütephase verpasst. Heimischer Honig wird teurer.
Düsseldorf. Für ihre Emsigkeit ist sie bekannt. Geschätzt wird die Biene aber vor allem für ihren Honig. Auf Bienenhonig aus deutschen Imkereien muss in diesem Jahr zwar niemand verzichten, doch die Frühjahrsblüten-Honigernte war eine „Katastrophe“, sagt Johann van den Bongard. Schuld daran, so erklärt der Imkermeister aus Neuss, seien vor allem die Witterungsverhältnisse gewesen. Zu lange war es zu kalt und zu nass.
Rund 88 000 Imker sind im Deutschen Imkerbund (DIB) organisiert. Der spricht gar von einem „Katastrophenjahr“ und hat unter seinen Mitgliedern eine Umfrage zur ersten Tracht, so der Fachbegriff für die Honigernte, gemacht. Das Ergebnis der Umfrage: Der Ertrag je Volk lag bei nur 9,6 Kilogramm. In Durchschnittserntejahren liegt dieser Wert bei 20 bis 25 Kilogramm pro Bienenvolk.
„In diesem Jahr hat sich alles um 14 Tage verzögert.“, erklärt Karl Bechem vom Imker-Verein Wuppertal-Vohwinkel. Die Bienenkönigin sei der Kälte wegen später in Brut gegangen. Und als dann die Arbeiterinnen endlich geschlüpft waren, habe der Regen sie am Ausschwärmen gehindert. Bechem selbst kümmert sich um rund 40 Bienenvölker. Er ist seit mehr als 50 Jahren Imker und sieht der schlechten Ernte gelassen entgegen: „Das ist schon heftig, kommt aber immer mal wieder vor.“
Bereits 2012 ist die Ernte nicht rosig ausgefallen. Aber: „Damals hatten die Imker noch Vorräte aus dem Jahr 2011, das ein sehr gutes gewesen ist“, sagte Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund unserer Zeitung. Nun seien die Vorratskammern der Imker aber endgültig leer.
Hinzu kommt auch in diesem Jahr wieder der Winterverlust der Bienen, der von der Varroa-Milbe verursacht werde und etwa 15 Prozent ausmache. „2012 waren das mehr als 20 Prozent, normal sind um die zehn Prozent“, sagt Friedrich. Von der Milbe befallene Tiere sterben früher, haben schlechtere Lernleistungen und kehren häufiger nicht in den Stock zurück.
Doch nicht nur die Menge des Honigs ist in diesem Jahr in Deutschland geringer als üblich ausgefallen. Der Wassergehalt liegt in allen Bundesländern zwischen 17 und 18 Prozent — regional auch darüber. Ein hoher Anteil der Imker erntete Honige, die mit einem Wassergehalt gleich oder größer 18 Prozent nicht mehr den Qualitätsrichtlinien des DIB entsprechen.
Auswirkungen auf das Sortiment im Supermarkt wird die schlechte Ernte wohl kaum haben. Nur 20 Prozent des Honigs dort ist aus deutscher Produktion. Doch Verbraucher, die vor allem Produkte aus der Region schätzen, werden einen etwas höheren Preis für ihr Honigglas bezahlen müssten, sagt Petra Friedrich vom DIB.
Johann van den Bongard aus Neuss, der das Imker-Hobby einst zum Beruf machte, hofft nun auf die Sommertracht. Die Prognose ist positiv: Vor allem die jüngste Hitze- und Wärmeperiode ist für die Bienen ideal, damit sie emsig und fleißig ihr Tagwerk verrichten können.