In der Krise ist es in heimischen Landen doch am schönsten
Die Griechen besuchen die Oma, den Amerikanern fehlen oft die Papiere. Und warum ist die tschechische Polizei in Kroatien?
Berlin. Wenn die Krise auch die Urlaubskasse leert, wird die Oma auf dem Dorf plötzlich wieder zum lohnenden Reiseziel — zumindest in Griechenland. Obwohl sie 30 Tage Urlaub im Jahr haben, können die meisten Menschen im Pleite-Staat in diesem Sommer keine großen Sprünge machen. Wem selbst die Großmutter auf dem Land fehlt, für den kommen immerhin die heimischen Strände infrage.
Vor allem in Europa ändert die schwierige wirtschaftliche Lage einige Urlaubsgewohnheiten. Viele Menschen bleiben zu Hause. Aber das ist nicht überall so. Weltweit profitieren sogar manche von der Krise.
Luxus gönnen sich vor allem Touristen aus der Schweiz in Deutschland. Nach Auskunft der Deutschen Zentrale für Tourismus mieten sie sich besonders oft in Hotels mit vier oder fünf Sternen ein. Da hilft der starke Franken, der den Eidgenossen in Kombination mit dem schwachen Euro vergleichsweise niedrige Preise beschert.
Unabhängig von Währungsschwankungen machen viele US-Amerikaner am liebsten Urlaub im eigenen Land — aus gutem Grund: Nur ein Drittel der Bürger hat einen gültigen Reisepass. So ist das beliebteste Urlaubsziel das für seine Themenparks bekannte Orlando in Florida, wie der Automobil-Club „American Automobile Association“ aus den Reisedaten seiner 53 Millionen Mitglieder ermittelte.
Vier von fünf Urlaubern aus Italien wollen ebenfalls im Land bleiben und die heimischen Strände genießen. Dort liegt es aber an der wirtschaftlichen Situation im Land. Dagegen schickt Tschechien sogar Polizisten nach Kroatien, weil seine Bürger die Adria-Küste belagern. In den Urlauberhochburgen Omis und Sibenik helfen acht tschechische Uniformierte ihren kroatischen Kollegen. Trotz Krise fährt fast jeder zweite Tscheche ins Ausland — dafür im Schnitt nur noch für neun statt zehn Tage.
Der bevorzugte Sommerferien-Ort der Dänen liegt am Wasser und besteht aus Holz: das Ferienhaus. Wer selbst keins hat, borgt sich eins oder konkurriert mit deutschen Nordsee-Urlaubern um die schönsten Objekte.
Im ärmsten EU-Land Bulgarien haben die Menschen großzügige Ferien: 2012 gibt es neben 22 gesetzlichen Feiertagen mindestens 20 Tage Urlaub. Von Mai bis Ende September herrscht Urlaubszeit. Auch dort strömen die heimischen Urlauber in die Badeorte am Schwarzen Meer.
Großzügige Ferien kennt man in Südostasien dagegen gar nicht. Schon der Begriff „Urlaub“ ist ein Fremdwort. Nur rund um die Feiertage wie Wasserfest, Chinesisches Neujahr, Lichtfest oder Ramadan-Ende nimmt man ein paar Tage frei und besucht die Familie.
Ungefähr zwei Monate am Stück haben die Franzosen Sommerferien. Trotzdem zieht es sie nicht in die Ferne. Das eigene Heimatland ist laut Touristik-Branche Reiseziel Nummer eins. Weil es günstig ist und es manchmal auch mit Fremdsprachen hapert.
Der Deutschen liebstes Urlaubsland Spanien ist auch bei den eigenen Bürgern beliebt. Die gefragtesten Badeorte sind Lloret de Mar an der Costa Brava, Torrevieja und Benidorm an der Costa Blanca, Marbella und Torremolinos an der Costa del Sol sowie die Balearen mit Mallorca und Ibiza sowie die Kanaren. Mit 22 freien Arbeitstagen und 14 Feiertagen liegen die Spanier etwa auf dem Niveau der Deutschen.