Internationaler Cyber-Bankraub: Handlanger stehen vor Gericht
Mutter und Sohn waren in Düsseldorf ertappt worden. Rätsel um die Hintermänner.
Düsseldorf. Es war der größte Computer-Bankraub in der Kriminalgeschichte. In der Nacht zum 20. Februar machten sich weltweit rund 400 Klein-Kriminelle auf den Weg, um in 22 Ländern Geldautomaten zu leeren.
Insgesamt 39 Millionen Euro fielen den Gangstern in die Hände. Die Hintermänner des beispiellosen Verbrechens blieben im Dunkeln. Seit Mittwoch stehen zwei mutmaßliche Handlanger vor dem Düsseldorfer Landgericht, die auf frischer Tat ertappt worden waren.
Für Eduard Z. (35) und seine Mutter Wilhelmina (56) endete der internationale Coup an der Westfalenstraße in Düsseldorf-Rath. Dort hatten die beiden nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gerade bei einem Geldinstitut 20 500 Euro abgehoben, als sie von der Polizei festgenommen wurden.
Es soll der sechste Einsatz des „Teams“ in dieser Nacht gewesen sein. Die gesamte Beute von 169 000 Euro wurde in ihrem VW-Bus beschlagnahmt. Eduard Z. soll bei der Polizei bereits ein Teilgeständnis abgelegt haben.
Am ersten Verhandlungstag sagte Eduard Z. nichts, ebenso wie seine Mutter. Erwartet wird, dass die beiden die Taten zugeben, zu den Hintermännern aber schweigen werden, aus Angst vor Repressalien.
Die Ermittler gehen davon aus, dass hinter dem Verbrechen eine mächtige Organisation steckt. Denn der Cyber-Bankraub war perfekt vorbereitet. Von IP-Adressen aus Deutschland und Russland aus waren die Daten einer indischen Bank manipuliert worden.
Die Täter hatten die Limits von Kreditkarten außer Kraft gesetzt, so dass von den Konten unbegrenzt Geld abgehoben werden konnte. Jedenfalls für ein paar Stunden, bis die Bank bemerkte, dass gerade Riesensummen verschwunden sind.
Dieses Zeitfenster nutzten die 400 Helfershelfer von Sri Lanka bis Kanada, von Belgien bis Pakistan, um die Millionenbeute zu machen. In Deutschland erbeuteten die Täter knapp 1,8 Millionen Euro — in Düsseldorf, Dortmund, Frankfurt, Mannheim, Koblenz, Hamburg, Duisburg, Bremen und Essen.
Die Ermittlungen werden federführend von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft geführt, weil es hier durch die Festnahme der beiden Niederländer die einzigen Ermittlungsansätze gab.
Dabei war in Düsseldorf in der Nacht noch ein zweites Team der Bande unterwegs, von dem es ebenfalls Fotos gibt. An einem Geldautomaten an der Bilker Allee wären sich die Gauner beinah begegnet. Dort wurde fast zur gleichen Zeit Geld abgehoben.
Zum Prozessauftakt ging es am Mittwoch zunächst um Formalien. Erst am vergangenen Freitag hatte die Staatsanwaltschaft den Verteidigern 700 Seiten Akten über aktuelle Ermittlungsergebnisse geschickt.
Außerdem soll ein Zeuge aus den Niederlanden nach Düsseldorf gebracht werden, der dort unter Mordverdacht im Gefängnis einsitzt. Er kann angeblich etwas zur Herkunft der Kreditkarten-Daten sagen. Am Mittwoch wurde die Verhandlung vertagt. Am 26. August wird der Prozess fortgesetzt.