Interview: Ärztin warnt vor Grippe-Partys
Wie man mit der Schweinegrippe umgeht und sich schützt.
Düsseldorf. Als ärztliche Leiterin am Forschungszentrum Ruhr war Alexandra Pernice an den Tests des Impfstoffs gegen die Vogelgrippe beteiligt. Darüber hinaus hat sie zahlreiche Fachvorträge über Pandemien gehalten. Jetzt ist sie Internistin am Go-Medus-Gesundheitszentrum in Düsseldorf - und befasst sich weiter mit der Influenza und ihren Unterarten.
Pernice: Nein, die Gefahr, dass sich das Virus durch eine große Ausbreitung verändert und aggressiver wird, sollte man nicht unterschätzen. Es ist zu neu, um damit solche Experimente zu machen. Bislang ist das Schweinegrippe-Virus aber deutlich moderater als das der Vogelgrippe, bei der die Todesrate bei etwa 50 Prozent lag.
Pernice: Wichtig ist eine Grippe-Impfung. Es wird zwar vermutet, dass die nicht gegen das Schweinegrippe-Virus wirkt. Man verringert jedoch die Gefahr, durch eine Infektion mit beiden Viren sehr schwer zu erkranken. Außerdem ist es ratsam, große Menschenmassen zu meiden und sich regelmäßig nach Kontakt mit anderen die Hände zu waschen.
Man sollte sich nicht mit Medikamenten aus dem Internet in Eigenregie einen Vorrat anlegen. Die sind oft Kopien und wirken nicht. Auch ein Mundschutz gewährleistet keinen absoluten Schutz. Zum Reisen: Grundsätzlich ist die Gefahr der Ansteckung eher gering, aber nach Mexiko oder Nordamerika würde ich mit meinen Kindern nicht reisen.
Pernice: Man sollte auf jeden Fall so schnell wie möglich Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen, allerdings zunächst telefonisch, um nicht andere Kranke in der Praxis zu gefährden. Der Arzt kann dann mit einem Schnelltest per Rachen- oder Mundabstrich schnell herausfinden, ob man vom Schweinegrippenvirus befallen ist.
Zur Behandlung wird Tamiflu oder Relenza verabreicht, die die Symptome mildern und die Krankheit verkürzen können. Noch ein Wort zu Düsseldorf: Dass hier schon so viele Fälle diagnostiziert wurden, liegt auch daran, dass hier die intensivsten Kontrollen am Flughafen durchgeführt werden. In Köln oder Frankfurt geschieht das nicht.