Milchbauern kämpfen ums Überleben
Erzeuger fordern von der EU eine flexible Quotenregelung wie in Kanada.
Düsseldorf. Für die Milchbauern ist es ein Kampf ums Überleben: Der Preisverfall bei Milch und Molkereiprodukten gefährdet die Existenz vieler Familienbetriebe in Deutschland. Viele mussten bereits aufgeben und ihre Produktion einstellen.
Und die Aussichten sind düster: 93 Prozent der deutschen Milchviehhalter rechnen nach Aussage des Bundesverbandes Deutscher Milchbauern (BDM) damit, dass sich ihre wirtschaftliche Lage bis zum Jahresende 2009 verschlechtern wird. 79 Prozent sehen ihre Höfe in Gefahr, sollte der aktuelle Milchpreis nicht bald wieder auf ein wirtschaftlich rentables Niveau steigen.
Hintergrund: Durch Überproduktion und nachlassende Nachfrage am Markt gibt es ein Überangebot an Milch. Maßnahmen von EU-Agrarrat und EU-Kommission haben die Situation weiter verschärft, indem sie die bestehenden Milchquoten weiter angehoben haben, also noch mehr Überproduktion ermöglichen. Bis 2015 will die EU-Kommission die Quotenregelung sogar ganz aufheben.
Den fallenden Milchpreisen stehen aber steigende Kosten bei den Milchbauern gegenüber. Nach Angaben des BDM sind 35 bis 40 Cent pro Liter nötig, um kostendeckend zu produzieren. Viele Molkereien zahlen den Bauern derzeit jedoch nur noch 19 oder 20 Cent pro Liter Milch.
Der BDM will diese Differenz mit einer sogenannten flexiblen Mengensteuerung auflösen. Das Prinzip: In einem "European Milk Board" werden die Produktionsmengen EU-weit zunächst länderweise, dann bis hinab in die einzelnen Höfe festgelegt und ständig flexibel aktualisiert.
Dadurch können Angebot und Nachfrage aufeinander abgestimmt werden. Die Idee findet aber in der EU, insbesondere in den südlichen Mitgliedsstaaten, nur wenige Befürworter. Mit ihrer Protest-Sternfahrt nach Brüssel hoffen die Milchbauern nun, ein Umdenken einzuleiten.