Interview: Das Mysterium der kleinen Maddie

Die Eltern des verschwundenen Mädchens legen am Donnerstag ein Buch über die angebliche Entführung vor. Doch ein Jurist ist skeptisch.

London. Der Fall der verschwundenen Maddie spaltet Großbritannien: Kurz bevor die Eltern am Donnerstag ein Tagebuch ihres Leids veröffentlichen, flammt die Debatte um die McCanns neu auf. Wir sprachen mit dem Juristen Anthony Bennett, der als Sprecher der „Madeleine Stiftung“ die Aussagen der Eltern anzweifelt.

Herr Bennett, Was erwarten Sie von Kate McCanns Buch?

Anthony Bennett: Klarheit. Mein eigenes Buch belegt, dass Madeleine nicht entführt wurde. Aber es darf auf Initiative der McCanns nicht mehr in Großbritannien vertrieben werden. Doch viele Ungereimtheiten bleiben — ich werde ihr Werk genau studieren.

Warum bezweifeln Sie, dass Madeleine 2007 aus der Ferienwohnung der McCanns in Portugal entführt worden ist?

Bennett: Es hieß damals, dass der Entführer die Rollladen von außen aufgebrochen hätte. Es gab keine Einbruchsspuren. Die Eltern hatten außerdem die Schiebetür neben dem Fenster offen gelassen.

Wieso würde ein Kidnapper durchs Fenster klettern, wenn er durch die Tür gehen kann? Und würde man alle Türen einer Ferienwohnung offen lassen, wenn dort auch Pässe und Schmuck liegen?

Aber können sich nicht alle Erwachsenen an Situationen in ihrer Kindheit erinnern, die sie ohne Aufsicht verbracht haben?

Bennett: Kate McCann ist, als sie das Fehlen ihrer Tochter entdeckt haben will, zurück zu ihren Freunden gelaufen — ihre beiden Babys ließ sie im Zimmer liegen. Das würde keiner tun, der glaubt, seine Tochter sei soeben gekidnappt worden. Ihre und die Aussagen ihrer Freunde widersprechen sich. Ich glaube, dass das Kind in der Wohnung starb.

Wie hätten die McCanns die Fassade verzweifelter Eltern so lange aufrecht halten können, wenn sie wüssten, dass Maddie tot ist?

Bennett: Weil sie von der britischen Regierung und den Medien unterstützt werden. Als die portugiesischen Ermittler sie zu Verdächtigen erklärten, übernahm der ehemalige Blair-Vertraute Clarence Mitchell die Pressearbeit für sie. Warum sollte er sich für ein vermisstes Kindern einsetzen?

Danach heuerte er bei einer PR-Agentur an, die von Rupert Murdochs Schwiegersohn geleitet wird. Murdoch gehört das Boulevardblatt „The Sun“, das nun das Buch der McCanns in Serie druckt. Da frage ich mich, ob der Fall nicht ein Geheimnis birgt, das für die britische Regierung peinlich werden könnte.

Wie viel Hasspost bekommen Sie?

Bennett: Eine Menge. Ich bin schon als bösartig, pervers und gefühllos bezeichnet worden.