„Kranker Spaß mit Maddie“

Umstrittenesatire: Das Magazin Titanic empört England: Üble Scherze auf Kosten der Eltern McCann? In der mit "Maddie"-Fotos versehenen Supermarkt-Reklame wird ein finsterer Spaß mit der Medienkampagne der Eltern McCann gespielt.

Düsseldorf. Ganz England ist empört. "Ein kranker Spaß" titelte die "Sun", "extrem geschmacklos" urteilte die "Daily Mail", und das Ehepaar McCann setzte schon ihre Rechtsanwälte in Marsch. Denn das, was da in der deutschen Satire-Zeitschrift "Titanic" auf einer Doppelseite zu sehen war, sei "extrem verletzend und in keiner Weise lustig", so die Eltern der seit nun sechs Monaten in einer südportugiesischen Ferienanlage verschwundenen dreijährigen Madeleine.

Die Anwälte der Eltern drohen mit einer Klage, Titanic wiederum spricht von einer "klassischen Medien-Satire" und lehnt jede Entschuldigung ab. Stattdessen setzte das Magazin seine Kampagne im Internet fort und verspottet die McCanns als "Trittbrettfahrer", die aus der Titanic-Story billig Kapital schlagen wollten.

Empörende Verletzung ohnehin schwer geschlagener Eltern - oder doch nur Realsatire, die die Wirklichkeit bis zur Kenntlichkeit verzerrt? Die Antwort ist schwierig. Und das wiederum hängt mit einer problematischen Faktenlage zusammen, die über eine gewogene Presse zu beeinflussen die Eltern McCann nichts unversucht gelassen haben.

3.Mai: Die dreijährige Madeleine verschwindet zwischen 20.30 und 22 Uhr aus der Ferienanlage "Ocean Club" im portugiesischen Praia da Luz. Weder ihre beiden Geschwister noch andere Gäste der Anlage bemerken etwas. Die Eltern sitzen zu dieser Zeit mit Freunden in einem 80 Meter entfernten Restaurant. Sie geben an, regelmäßig nach ihren Kindern geschaut zu haben. Angestellte des Hotel bestreiten das.

5.August: Ermittler finden im Apartment der McCanns Blutspuren. Leichenspürhunde entdecken im Kofferraum eines Renault, den die McCanns 25 Tage nach Verschwinden Madeleines gemietet hatten, Kadavergeruch. Außerdem finden die Ermittler Haare.

7.September: Die portugiesische Polizei erklärt die McCanns offiziell zu Verdächtigen.