Interview: Der singende Prinz aus Leipzig

Die Prinzen haben eine neue CD auf dem Markt. Frontmann Sebastian Krumbiegel spricht über die neue Platte und die deutsche Musikszene nach der Wiedervereinigung.

Düsseldorf. 20 Jahre nach der Wiedervereinigung von Ost und West sind Die Prinzen mit einer neuen CD am Start. "Es war nicht alles schlecht" heißt das Werk mit insgesamt 23 Titeln, vier davon neue Songs.

Herr Krumbiegel, ist es ein Zufall, dass die CD jetzt erscheint?

Krumbiegel: Nein. Wir waren die erste deutsch-deutsche Band. Da ist es Zeit, einmal auf die Höhepunkte der vergangenen 20 Jahre zurückzublicken. Wir haben alles erlebt, von kleinen Clubs bis zu Stadionkonzerten mit 50.000 Zuschauern. Wenn man von einer solchen Tour kommt, ist es schwer, in den Alltag zurückzukehren. Da muss man darauf achten, auf dem Boden zu bleiben.

Ihr seid auf dem Boden geblieben?

Krumbiegel: Ja. Bis auf Tobias, der in London lebt, wohnen wir alle noch in Leipzig oder der näheren Umgebung. Wir sind Lokalpatrioten. Leipzig hat sich toll entwickelt. Das ist wie ein zweites Berlin.

Also war nicht alles schlecht?

Krumbiegel: Der Titel ist natürlich besetzt. Er steht für das typische Ossi-Jammern, das wir gern aufs Korn nehmen. Ich kann nicht verstehen, dass sich jemand die Mauer zurückwünscht. Wenn das jemand ernsthaft sagt, dann grätsche ich dazwischen. Sich die Mauer zurückwünschen, dass heißt auch den Schießbefehl oder die Stasi.

Gibt es denn noch eine ost- und eine westdeutsche Musikszene?

Krumbiegel: Nein, heute fragt niemand mehr danach, wo die Bands herkommen. Ob Silbermond oder Rammstein, das interessiert nicht, ob das Ostdeutsche sind. Wir hatten damals schnell die Chance, mit tollen Musikern wie Annette Humpe oder Udo Lindenberg zu arbeiten. Das hat uns geprägt.

Kommt darum jetzt ein Best-Off-Album?

Krumbiegel: Das ist kein einfaches Best-Off-Album. Wir haben die Songs bearbeitet und zeitgemäßer gemacht. Wir beobachten genau, wer zu unseren Konzerten kommt. Da sind Leute, die heute 30 und mit unserer Musik aufgewachsen sind. Die bringen ihre Kinder mit. Ich habe gelesen, dass wir etwas Bleibendes geschaffen haben oder sogar gesamtdeutsches Kulturgut sind. Das ist uns nicht so wichtig. Wir wollen einfach weiter kreativ sein und Spaß haben.

Ist das nicht schwer nach 20 Jahren?

Krumbiegel: Nein, wir haben gerade eine Tournee durch 40 Kirchen hinter uns. Da waren kleine bei, wo gerade mal 250 Leute reinpassten und riesige mit 1500 Zuschauern. Und es war immer ausverkauft. Da konnten wir neue Dinge ausprobieren. Wir haben im Rücken des Publikums mit einem Choral aus dem 15. Jahrhundert angefangen und sind dann in ein normales Konzert übergangen. Das hat Spaß gemacht. Im nächsten Jahr kommt eine ganz normale Tour.

Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Krumbiegel: Der Wert der Musik. Mein Sohn ist 14, und wenn der zu mir kommt, damit ich ihm mal die neue Platte von Linkin’ Park oder Peter Fox aus dem Internet herunterlade, dann versuche ich ihm zu erklären, dass da Musiker von leben müssen und er sich die CD wünschen soll, wenn es einen Anlass gibt.