Interview: Markus Lanz - Auswandern? Das könnte passieren
Markus Lanz spricht über seine Dokumentation zu Michael Jackson, die Arktis und mögliche Zukunftspläne.
Berlin. Am 25. Juni vergangenen Jahres starb der King of Pop. Für das ZDF begab sich Talkmaster Markus Lanz (41) in Kalifornien auf Spurensuche von Michael Jackson.
WZ: Herr Lanz, wissen Sie noch, was Sie gemacht haben, als sie vor einem Jahr von Michael Jacksons Tod erfuhren?
Lanz: Es gibt ja tatsächlich Ereignisse, bei denen man das genau weiß, aber ganz ehrlich: Ich kriege das in diesem Fall nicht auf die Reihe.
WZ: Jacko wurde zuletzt vornehmlich als Exzentriker wahrgenommen, der süchtig nach Schönheits-Operationen war. Soll Ihre Dokumentation eine Ehrenrettung sein?
Lanz: Ehrenrettung ist vielleicht das falsche Wort, aber wir würden uns freuen, das eine oder andere Klischee über Michael Jackson nicht nur zu hinterfragen, sondern auch zu zertrümmern. Kaum jemand weiß doch genau, was in seinem Fall Mythos ist und was der Wahrheit entspricht. Wir durften als erstes Fernsehteam seit Langem auf der Neverland-Ranch drehen, und da wurde schnell klar, dass das Klischee der rosaroten Plastikwelt in Bezug auf die Ranch nicht stimmt. Also haben wir nach weiteren Widersprüchen zwischen dem Bild in der Öffentlichkeit und dem tatsächlichen Leben dieses Mannes gesucht und sind fündig geworden.
WZ: Ist das Schicksal von Michael Jackson für Sie ein Lehrstück über den Umgang mit Ruhm?
Lanz: Sicher ist: Es ist deutlich mehr Fluch als Segen, der größte Entertainer der Welt zu sein. Der Popstar Jackson war in keiner Sekunde seines Lebens unbeobachtet, und selbst wenn er glaubte, unbeobachtet zu sein, gab es immer wieder Leute, die für ein paar Dollar intimste Details aus seinem Leben preisgaben. Das ist ein echter Albtraum. Ich glaube, wir sind nicht annähernd in der Lage, uns das auszumalen.
WZ: Wollen Sie solche Dokumentationen künftig öfter machen?
Lanz: Ja, so etwas macht mir große Freude. Im Februar haben wir in Nordgrönland begonnen an einer Dokumentation über grönländische Jäger zu arbeiten. Parallel bereite ich ein Buch für National Geographic vor, das im Herbst erscheinen wird. Darin geht es vor allem um die letzten arktischen Jäger. Es ist ein Bildband mit Fotografien, die ich im Laufe vieler Jahre selbst gemacht habe, weil ich immer wieder in die Arktis, vor allem nach Grönland gereist bin.
WZ: Brauchen Sie solche Expeditionen als Auszeiten vom Showgeschäft?
Lanz: Die Arktis ist ein perfekter Ort, um einfach mal abzuschalten, schon allein weil die Handys meistens nicht funktionieren. Das ist gelegentlich ein großer Vorteil.
WZ: Könnten Sie sich womöglich sogar ein Aussteigerleben vorstellen?
Lanz: Das könnte passieren. Ich würde gerne irgendwann einen ganz klaren Schnitt machen. Ich könnte mir auch vorstellen, mit einer Kamera um die Welt zu ziehen und Geschichten zu erzählen. Das wäre doch ein schönes Ziel für das Alter so um die 50.