Interview mit Guildo Horn: Kloster statt ESC
Vor 14 Jahren ist der Schlagersänger selber angetreten. Heute kritisiert er das „farblose“ Casting zum Vorentscheid.
Trier. Wenn am Samstag der Eurovision Song Contest (ESC) in Aserbaidschan über die Bühne geht, sitzt Schlagersänger Guildo Horn (49) nach eigener Aussage zur inneren Einkehr in einem Kloster. Der deutsche Teilnehmer Roman Lob habe seine Sympathien, sagt der gebürtige Trierer im Interview. Gleichzeitig bedauert Horn, dass „der nationale Vorentscheid leider zu einer der vielen farblosen Castingshows mutiert“ sei.
Herr Horn, wie werden Sie das Finale des Eurovision Song Contest am 26. Mai verfolgen? Zu Hause?
Horn: Nach meinem Abstieg mit dem 1. FC Köln aus der ersten Fußball-Bundesliga und dem überaus unglücklichen Champions-League-Finale unserer Bayern werde ich mich vor der bevorstehenden EM erstmal zur inneren Einkehr und Askese zum Kräftesammeln in ein Kloster einweisen. Da kann ich mich den weltlichen Dingen nicht so widmen.
Was ist Ihr Tipp für Roman Lob? Wie finden Sie ihn?
Horn: Er ist erstmal Rheinland-Pfälzer und hat von daher eh’ meine Sympathien. Auf eine Top-Platzierung kommt es nicht an, eher, dass man Spaß hat. Tipps generell find’ ich blöd, ich bin doch nicht Paul Breitner. Aber eins ganz sicher. . . Aus meinem kleinen Kloster ein großes toi, toi, toi!
Sehen Sie den Austragungsort Baku kritisch?
Horn: Ich halte es da mit unserem Bundes-„Jogi“ (Joachim Löw). In diesem Falle hier fahren wir wegen der Musik hin und nicht, um die Welt zu bekehren. Natürlich hat man es hier mit einem diktatorischen System zu tun, da braucht man nicht drüber zu diskutieren. Wenn man Aserbaidschan beim ESC mitmachen lässt, dann kann es eben sein, dass Aserbaidschan auch gewinnt und die Veranstaltung dann in diesem Land stattfindet. Das war doch allen vorher bekannt, oder?
Wie finden Sie das Auswahlverfahren zum Eurovision Song Contest?
Horn: Mittlerweile ist unser nationaler Vorentscheid leider zu einer der vielen farblosen Castingshows mutiert. Der Gewinner bekommt zur Belohnung einen Song verpasst und voraussichtlich eine kurze Halbwertszeit. Ich persönlich stehe mehr auf gewachsene Acts, die ihr eigenes Image bereits haben — eigene Ideen und eigene Kreativität — und sich ihre Sporen schon auf Konzerttouren verdient haben. Aber das ist Geschmackssache, so wie Nussecken. Dieses Jahr jedenfalls hat’s eben kaum jemanden interessiert, und das macht mich traurig.