Düsseldorf Islamist Sven Lau soll sechseinhalb Jahre hinter Gitter

Geht es nach dem Willen der Bundesanwaltschaft, muss die salafistische Szene in Deutschland auf ihren Prediger Sven Lau eine Weile verzichten. Er soll als Terrorhelfer für sechseinhalb Jahre hinter Gitter. Ein Terrorist sei er aber nicht.

Die Bundesanwaltschaft wirft Lau Unterstützung der islamistischen Terrormiliz Jamwa vor. Das Gericht hatte darüber hinausgehend den Hinweis erteilt, dass Lau auch als Terrorist des sogenannten „Islamischen Staats“ verurteilt werden könnte. Lau gilt auch als Initiator der „Scharia-Polizei“ in Wuppertal.

Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf. Der bundesweit bekannte Islamistenführer Sven Lau soll als Terrorhelfer zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt werden. Das hat die Bundesanwaltschaft gefordert. Die Vorwürfe gegen Lau hätten sich „eindrucksvoll bestätigt“, sagte ein Vertreter der Anklage am Mittwoch in seinem Plädoyer am Düsseldorfer Oberlandesgericht.

Lau sitzt seit 20 Monaten in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, die islamistische Terrormiliz Jamwa unterstützt zu haben, die eng mit dem sogenannten Islamischen Staat kooperiert habe.

„Der Angeklagte ist ein Überzeugungstäter“, sagten die Ankläger. „Er hat den Dschihad von Deutschland aus unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe unterstützt.“ So habe er den Dschihadisten in Syrien zwei Islamisten als Kämpfer vermittelt, außerdem drei Nachtsichtgeräte und 250 Euro beschafft. Ein Jamwa-Mitglied, also Terrorist, sei Lau aber wohl nicht.

Lau habe - unterstützt von Pierre Vogel - jahrelang ein salafistisches Netzwerk aufgebaut und beherrscht. Seine wahre Gesinnung zeige sich in abgehörten Sätzen wie diesem: „Diese Drecksschiiten müssen langsam geköpft werden.“

Ein Video der Dschihadisten habe Lau alias „Abu Adam“ beim Lauftraining gezeigt, ein Sprecher habe dazu gesagt: „Powertraining für den Dschihad.“ Lau selbst habe dann auf arabisch gesagt: „Gelobt sei Allah für den Tag des Dschihads.“

Lau habe die drei Nachtsichtgeräte im Wert von 1500 Euro an die Adresse seiner Schwiegermutter schicken lassen. Die Zahlung habe er über einen Dritten abgewickelt. Es sei davon auszugehen, dass er die Nachtsichtgeräte bei einer seiner Reisen nach Syrien selbst übergeben habe.

Wenn er mit seinen islamistischen Glaubensbrüdern von „Urlaub“ oder „Badeurlaub“ gesprochen habe, sei der Dschihad gemeint gewesen. Mehrere junge Männer aus seinem Umfeld seien ihm zuerst nach Ägypten zu einer Islamschule gefolgt und dann bei islamistischen Kämpfern in Syrien gelandet.

In einem Fall habe ein Zeuge auch ausgesagt, die Telefonnummer des Schleusers von Sven Lau bekommen zu haben. Es gehe der Jamwa nicht bloß um die Bekämpfung des „Assad-Regimes, sondern um die Errichtung eines Kalifatsstaates“. Teile der Jamwa sollen sich inzwischen dem IS angeschlossen haben. So soll Laus Freund Konrad S. inzwischen IS-Kommandant sein.

Der Prozess gegen den ehemaligen Feuerwehrmann aus Mönchengladbach hatte im September vergangenen Jahres begonnen. Die Tatvorwürfe reichen ins Jahr 2013 zurück. Am Mittwochnachmittag sollte die Verteidigung plädieren.

Lau selbst hatte betont, er habe niemandem geholfen, sich in Syrien den Terrormilizen anzuschließen: „Die Leute, die überzeugt sind, krieg' ich nicht abgehalten.“ Der 36-Jährige gilt auch als Initiator der „Scharia-Polizei“ in Wuppertal.

In dem Verfahren war unter anderem auch Wegbegleiter Pierre Vogel als Zeuge gehört worden. Vogel und Lau gehören zu den bekanntesten Gesichtern des radikalen Islams in Deutschland.