Untersuchung Ist die Deutsche Post schnell genug? Kritiker wollen das überprüfen

Bonn · Immer wieder kommt es zu Beschwerden aufgrund verspäteter Post-Sendungen - auch in der Region. Nun wollen Kritiker mit einer Untersuchung gegensteuern.

 Ein Postbote teilt in Köln Briefe aus.

Ein Postbote teilt in Köln Briefe aus.

Foto: Oliver Berg

Nach Beschwerden wegen verspäteter Briefe und anderer Ärgernisse nimmt ein Zusammenschluss von Post-Kritikern die Arbeitsabläufe des Bonner Konzerns unter die Lupe. Eine sogenannte Laufzeit-Messung soll ein Jahr dauern und Erkenntnisse liefern, ob die Deutsche Post ihre Pflichten bei der Zustellung einhält. Das Verfahren wird an diesem Dienstag in Düsseldorf vorgestellt. Laut Gesetz müssen 80 Prozent der Briefe am nächsten und 95 Prozent am übernächsten Werktag ausgeliefert sein.

Ob diese Vorgaben eingehalten werden, ist nicht ganz klar - es gibt nur Untersuchungen für die Privatpost. Die aber macht nach Post-Angaben nur etwa 15 Prozent des gesamten Sendungsvolumens aus. Zur Geschäftspost und damit zu den verbliebenen 85 Prozent gibt es keine detaillierten Erkenntnisse. Das soll sich nun ändern - der „Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation“ (DVPT) will am 1. März die Laufzeit-Messung beginnen, sie soll Ende Februar 2020 abgeschlossen sein. Die Deutsche Post bezweifelt die Aussagekraft der neuen Studie.

Seit Jahren beschweren sich immer mehr Bürger bei der zuständigen Regulierungsbehörde, der Bundesnetzagentur, über Mängel bei der Post-Zustellung. Im vergangenen Jahr waren es 12 615 Beschwerden zum Postbereich bei der Bundesnetzagentur und damit mehr als doppelt so viele wie 2017 (6100). Gut die Hälfte der Wortmeldungen betrafen die Beförderung und Zustellung von Briefen, zudem ging es um Pakete und um Filial-Öffnungszeiten. 2016 wiederum waren es insgesamt nur 4015 Beschwerden. Auch in der Region kommt es immer wieder zu Beschwerden. Zuletzt hatten späte Zustellungen etwa in Wuppertal für Aufregung gesorgt.

Der DVPT kann diese Kritik nachvollziehen und wirft dem Konzern eine insgesamt schlechtere Qualität und eine geringere Zuverlässigkeit der Zustellung vor. Allerdings liegt der Anstieg der Beschwerden teilweise auch daran, dass diese Möglichkeit zur Kritik inzwischen bekannter ist als früher.

Die Netzagentur ist bei der Untersuchung der DVPT mit im Boot - sie will die erhobenen Daten später nutzen, um sich ein genaues Bild zu machen über die Arbeit der Post. „Wir erhoffen uns zusätzliche Informationen, um die Qualität der Briefbeförderung in Deutschland präziser analysieren zu können“, sagte ein Netzagentur-Sprecher.

Die Deutsche Post stellt in Frage, ob die Untersuchung wesentliche neue Erkenntnisse bringen wird. „Wir bezweifeln, dass die Laufzeitmessung des DVPT aussagekräftiger ist als das seit vielen Jahren bewährte Verfahren, das vom TPV zertifiziert ist“, sagte ein Konzernsprecher.

Hierbei bezog er sich auf die Untersuchungen zur Privatpost durch eine externe Firma. Dieses Verfahren ist TÜV-zertifiziert. Hierbei sei zuletzt ermittelt worden, dass 93 Prozent der Privatpost bereits am nächsten Werktag beim Empfänger seien, so der Post-Sprecher.

(dpa)