Jamie Oliver: Deutsche Küche ist im Kommen

Berlin (dpa) - Jamie Oliver hat Königsberger Klopse gegessen und war begeistert. Wenn ihn jemand nach Trends fragt, antwortet er, dass die deutsche Küche im Kommen ist.

Wie das britische Essen hatte sie lange keinen guten Ruf. „Das könnte nicht falscher sein“, sagt der englische Koch am Donnerstag bei einer Buchvorstellung in Berlin. Sein „guter Freund“ Tim Mälzer sei dabei, ein Restaurant in New York zu öffnen. „Das sagt viel.“ Die Klopse bei seinem Berliner Kollegen Tim Raue? „Das war köstlich.“ Rustikale, aber feine Küche - das gefällt Oliver.

Der 38-Jährige hat ein Gespür für Trends. Er ist seit Jahren der Star der Szene. Seine Fernsehsendungen laufen in mehr als 100 Ländern, ihm gehören mehrere Restaurants. Mit ihm wurde Kochen zum Hype. Mehr als ein Dutzend Bücher hat Oliver herausgebracht, in denen er, früher etwas schmaler, wie ein Popstar aussieht. 33 Millionen Bücher soll er weltweit verkauft haben. Vor Weihnachten dürfte das Geschäft anziehen.

Seinen lässigen Stil führt er auch in Berlin vor: hängende Jeans, Turnschuhe, die Haare mit Rocker-Tolle. Beim Gehen gräbt er die Hände tief in die Taschen, was jungenhaft aussieht. Oliver ist vierfacher Familienvater, die Kinder heißen Poppy Honey Rosie, Daisy Boo Pamela, Petal Blossom Rainbow und Buddy Bear Maurice. 2003 wurde der Gastronom für sein Engagement von der Queen geehrt.

Oliver redet gern und viel, besonders über seine Mission: Gesundes Essen, das Spaß machen soll. Oder über seine Kampagne für besseres Schulessen oder den fleischlosen „Veggie-Day“, der den Grünen viel Ärger einbrachte. Den hält er für eine gute Idee - zur Freude der anwesenden Renate Künast, die alle Bücher des Briten besitzt, wie sie sagt. Oliver findet: „Wir haben Gemüse in den letzten 100 Jahren nicht genug geschätzt.“

In seinem neuen Buch bekommt Gemüse das erste Kapitel - darunter ein Gericht namens „Zombie-Hirn“, das aus gebackenem Sellerie, Pilzen und Graupen besteht. Olivers Thema passt zum Zeitgeist: In „Cook Clever mit Jamie“ geht es um günstiges Einkaufen und das Verwerten von Resten. Zum Beispiel der Rinderbraten, der später in die Suppe oder die koreanische Reispfanne wandert.

Wein, der übrigbleibt, wird in Essig verwandelt. Die Basis dafür, die „Essigmutter“, kann man laut Oliver auch beim Autofahren gewinnen: Die Weinreste in der verschlossenen Fasche in Frischhaltefolie und Geschirrtuch wickeln, dann einen Monat im Kofferraum umherrollen lassen. Die Anregung für das Buch bekam Oliver nach eigener Aussage durch Anfragen im Internet.

„In der Art, wie ich Bücher schreibe, hat sich nichts geändert“, meint Oliver. Es sei seltsam, weil er nicht gut in der Schule gewesen sei. Besonders in Englisch sei er „beschämend schlecht“ gewesen. Außerdem habe er eine Rechtschreibschwäche. Viermal die Woche mache er Sport, um seine Figur zu halten. „Mein Job ist es, Essen zu probieren - können Sie sich vorstellen, wie toll und wie schwer das ist?“ Ein Faible hat Oliver, egal in welchem Land, für Großmutters Küche. „Ich stehe immer auf alte Ladys“, sagt er verschmitzt.