Jane Birkin wird 65: Großmutter im Männerhemd
Die Sängerin Jane Birkin wird am Mittwoch 65 Jahre alt. Ihren lockeren Kleidungsstil hat sie bis heute nicht verändert.
Paris. Ist Jane Birkin nun die französischste unter den englischen Schauspielerinnen oder die englischste unter den französischen Darstellerinnen? Ihren Akzent, mit dem sie 1969 lasziv „Je t’aime, moi non plus“ ins Mikrofon hauchte, hat die Schauspielerin und Sängerin auch nach mehr als 40 Jahren in ihrer Wahlheimat Frankreich nicht verloren.
Dabei war die gebürtige Londonerin mit zwei waschechten Franzosen verheiratet und wohnt im Quartier Latin in Paris. Jane Birkin, die am Mittwoch 65 wird, ist auch heute noch die Lieblingsengländerin der Franzosen.
Dieser Akzent, diese Zahnlücke: Was bei Jane Birkin zuerst auffällt, ist schwer zu sagen. Sicher ist, dass sie eine Ausnahmeerscheinung ist. Ihren mädchenhaften Charakter hat sich die Mutter von drei Töchtern — von drei verschiedenen Männern — über all die Jahre bewahrt. Noch als Großmutter trägt sie mit Vorliebe Turnschuhe, weiße Männerhemden und Jeans.
Zwei Dinge haben sich verändert: Ihre Haare trägt sie seit einigen Jahren kurz. Zudem ist sie wortbrüchig geworden. Sie singt heute mehr denn je, obwohl sie damit vor über 20 Jahren aufhören wollte. „Ich lebe allein. Reisen und Singen sind eine Droge gegen die Einsamkeit“, sagt Birkin. Erst vor drei Jahren war sie mit ihrer neuen CD „Enfants d’Hiver“ in Deutschland.
Ihr gestöhnter Sechziger-Jahre-Song „Je t’aime, moi non plus“ hatte sie über Nacht zum Star gemacht. Birkin war damals 22, als sie mit Serge Gainsbourg, dem Enfant terrible der französischen Musikwelt, zur Aufnahme ins Studio ging. Eigentlich hatte er das Lied für Brigitte Bardot geschrieben und auch schon aufgenommen. Doch B.B. bekam Angst vor der eigenen Courage. Gainsbourg produzierte erneut und stöhnte mit Birkin ins Mikrofon.
Damit begann ihre Karriere in Frankreich und ihre Beziehung mit dem Frauenhelden. Die beiden heirateten, bekamen Tochter Charlotte Gainsbourg und blieben zwölf Jahre zusammen.
Auch nach der Trennung nahmen sie gemeinsame Lieder auf. Als Serge Gainsbourg im März 1991 starb, verkündete Birkin: „Ich werde nie mehr singen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit anderen Leuten eine Aufnahme zu machen.“ Sie tat es dennoch. Nur das Skandallied singt sie nicht mehr.
Neben Musik hat sie mehr als 70 Filme gemacht. In Michelangelo Antonionis „Blow up“ spielte sie ein Fotomodell, nur bekleidet mit Kniestrümpfen. In dem erotischen Thriller „Der Swimmingpool“ ist sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon zu sehen.
Eine ihrer besten ernsten Rollen spielte sie 1991 in dem in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichneten Film „Die schöne Querulantin“ von Jacques Rivette.
Die Lieblingsengländerin der Franzosen ist aber noch in anderer Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Ihren Erfolgen zum Trotz ist sie immer bescheiden geblieben. Birkin hat keine besonders eindrucksvolle Stimme. Das weiß sie: „Als junges Mädchen war ich vielleicht hübsch, aber nicht besonders interessant.“